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Grenzen des widerspenstigen Materials

■ Stahlskulpturen von Klaus H. Hartmann im Neuen Berliner Kunstverein

Wenn moderne Kunst, über inszenierte Großausstellungen und den zirkelhaften Galeriebetrieb hinaus, überhaupt einmal öffentliches Interesse erregt, dann sind der Anlaß meist Skulpturen. Und die Erregung ist ein Ärgernis. Scheinen Skulpturen im Stadtraum — sei es als gedachte Garnitur repräsentativer Gebäude oder als inszenierter Boulevard — doch zweifelsfrei und stellvertretend zu beweisen, daß im Bereich der modernen Kunst nur Steuergelder verschwendet werden. Denn deren Abstraktion vom scheinbar Wirklichen, ihr Abschied vom klassischen Ideal des Schönen, wird in der öffentlichen Skulptur unumgänglich. Man muß sie noch nicht einmal aufsuchen, sowenig sie einen selbst aufsucht: sie ist einfach da, wo der urban bewegte Mensch auch ist.

Zu Klaus H. Hartmann muß man freilich hingehen. Der Berliner Künstler, der als Mitglied der vor zehn Jahren gegründeten, jetzt vor ihrer Auflösung stehenden Bildhauergruppe Odious einen guten Start im Kunstbetrieb hatte, stellt im Neuen Berliner Kunstverein Skulpturen und Objekte aus den letzten zwei Jahren aus. Sucht man sie auf, ist zunächst eine frappierende Kältewirkung, eine oberflächige Monumentalität zu spüren, die von einem Hauch des Banalen durchzogen ist. Dies liegt an der Dimension der Objekte, an den teils grellen, plakativ gewählten Farben und nicht zuletzt wohl an den Ausdrucksschranken, die dem Stahl — in diesem Fall als künstlerischem Medium — eingeschrieben sind.

Sucht man nach Ansätzen einer darüber hinausgehenden Mitteilung, fällt der innere Antagonismus der Figuren auf, der durch kontrastierende Bemalung noch verstärkt wird. Geformtes Stahlblech — wie gefaltete Blätter oder geknüllter Stoff — wird von starken Vierkantrohren an seiner imaginären Formentfaltung gehindert — »in die Zange genommen«. Bei näherem Hinsehen stößt der interpretierende Blick jedoch wieder an die Grenzen der Unsinnlichkeit des Materials: Stahl und Stahlblech sind sich in ihrer Materialität, die den sinnlichen Eindruck definiert, zu ähnlich, um sich zu wirklich antagonistischen oder, wie in einem der Texte des begleitenden Katalogs behauptet wird, »«dialektischen« Figuren zusammenzufügen.

Was wirklich bleibt als Eindruck dieser Ausstellung, ist die Arbeit des Künstlers im Sinne des Produzierens: wie er sich abarbeitet an einem widerspenstigen Material. Und hier und da im Berliner Stadtraum installiert, würden seine Skulpturen sicherlich subtile Kommentare zu tatsächlichen Entwicklungen geben.

Derart kompakt, wie derzeit in den Räumen der NBK präsentiert, werfen die Arbeiten Hartmanns aber noch ein anderes Problem auf: zu Zeiten der sich entwickelnden technischen Moderne, in den Schriften Marinettis oder Ernst Jüngers, taugte der Stahl durchaus noch als emphatische Chiffre einer in ihren Grundlagen veränderten Wirklichkeit. Heute ist er nicht mehr als eine nichtssagende, neutrale Hülle komplexer elektronischer Systeme. Kunst, die kritisch sein will, hat sich an solchen Realitäten zu orientieren. Bernd Gammlin

Transformation Relais: Skulpturen und Objekte von Klaus H. Hartmann. Neuer Berliner Kunstverein, Ku'damm 58, Mo. und Fr. 12-18.30, Di. und Do. 12-20, Sa. 11-16 Uhr. Bis 22. Februar.

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