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Streit um Akteneinsicht

■ Diestel schürt alte Ängste, Eppelmann widerspricht/ Knud Wollenberger alias „Donald“: „Ich wollte Schicksal spielen“

Berlin (afp) — Auf strikte Ablehnung ist der Vorschlag des brandenburgischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Michael Diestel gestoßen, die Einsicht in die Stasi-Akten zu beschränken. Diestel behauptet, viele Informationen in den Akten seien falsch. Ihm widersprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Rainer Eppelmann.

Der frühere Pfarrer und Mitbegründer des Demokratischen Aufbruchs sagte dem RIAS, diejenigen, die Akteneinsicht erhalten hätten, gingen bisher sehr verantwortlich mit den darin enthaltenen Informationen um. Der Umstand, daß oftmals brisante Teile nicht mehr vorhanden seien, bedeute nicht, daß alles Übrige gelogen sei.

Knud Wollenberger, der als Stasi- Spitzel enttarnte Ehemann der DDR- Bürgerrechtlerin und heutigen Bundestagsabgeordneten Vera Wollenberger, hat inzwischen zugegeben, außer seiner Frau auch andere Bürgerrechtler an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verraten zu haben. 'Bild am Sonntag‘ sagte der 38jährige: „Ich kann nicht ausschließen, daß der eine oder andere durch meine Aussagen einen Knick in seine Biographie bekommen hat. Es wird ja jetzt sowieso herauskommen, wenn sie meinen Decknamen Donald in ihren Akten wiederfinden.“

Wollenberger war 'BamS‘ zufolge schon Anfang der 70er Jahre mit der Stasi in Kontakt gekommen, noch bevor er seine spätere Frau Vera kennenlernte. Der gebürtige Däne hatte volle Reisefreiheit. Als er sich im US-Konsulat in West-Berlin ein Visum besorgte, sei er mit einem Diplomaten, vermutlich einem CIA- Agenten, ins Gespräch gekommen. Über folgende Treffen habe er der Stasi berichtet.

Nach seiner Heirat mit Vera Wollenberger sei er Anfang der 80er Jahre erneut von der Stasi angesprochen worden und erklärte sich wieder bereit, ihr als Inoffizieler Mitarbeiter zu dienen. „Heute weiß ich, daß es verwerflich ist, was ich getan habe. Aber ich wollte auch Schicksal spielen“, sagte Wollenberger.

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