: Springer unter Denkmalschutz?
■ Konflikt zwischen Landeskonservator und Springer-Verlag um Abriß der Druckerei/ Senatsbaudirektor und Baustadträtin auf Verlagsseite
Kreuzberg. Ein Konflikt bahnt sich an zwischen dem Springer-Verlag und dem Landeskonservator Helmut Engel. Der Verlag möchte den Flachbau neben dem Hochhaus in der Kochstraße abreißen und einen Neubau erstellen, wie Unternehmenssprecher Heiner Bremer bestätigte. In dem Flachbau befindet sich die Druckerei des Verlages. Nachdem Springer derzeit eine neue Druckerei in Spandau baut, möchte der Verlag das innerstädtische Grundstück sinnvoller nutzen. Der Gesamtkomplex des Springer-Gebäudes als Ensemble ist jedoch denkmalwert, wie eine Sprecherin der Umweltverwaltung auf Anfrage sagte. Es handele sich um ein wichtiges Bauwerk der Nachkriegszeit. Allerdings müsse man den Denkmalschutz gegen die wirtschaftlichen Interessen des Verlags abwägen.
»Wir platzen aus allen Nähten, erst recht, wenn die 'Welt‘ im September nach Berlin kommt«, sagte Bremer. Bislang residiert nur eine Dependance des Springer-Flaggschiffs in der Ostberliner Glinkastraße, wo zuvor der verblichene 'Morgen‘ sein Domizil hatte. Zudem sei der Flachbau, der noch aus den 50er Jahren stamme, relativ häßlich, meinte Bremer, der den Konflikt mit der Stadtentwicklungsverwaltung »nicht überdramatisieren« will. Man habe zunächst einmal Widerspruch gegen den Denkmalschutz eingelegt. Der Verlag will nun zusammen mit den Senatsverwaltungen über ein Gesamtkonzept für seine Grundstücke links und rechts der Kochstraße sprechen.
Bei der Senatsbauverwaltung begrüßt man es ausdrücklich, daß die Druckerei abgerissen und nach Spandau verlegt wird. »Eine Druckerei gehört nicht in die Innenstadt, denn sie zieht nächtlichen Lastwagenverkehr nach sich, der die Anwohner stört«, meinte Senatsbaudirektor Stimmann (SPD). Die Position des Landeskonservators sei ein Skandal. Die Senatsbauverwaltung will — im Einvernehmen mit dem Springer-Verlag — daß der historische Blockrand wiederhergestellt werde. Der ehemalige Jerusalemer Kirchplatz, der vor dem Krieg an der Stelle des jetzigen Springer-Parkplatzes existierte, soll bei dieser Gelegenheit wieder als Stadtplatz entstehen und »baulich eingefaßt« werden, sagte Stimmann. Der Verlag wird einen Architektenwettbewerb des Senats dazu mittragen. Weiter sagte Bremer, man habe die Baugenehmigung für das geplante zweite Hochhaus in der Kochstraße bekommen. Man rechne mit dem Baubeginn noch diesen Sommer. Auch hier hatte es im Vorfeld Bedenken gegeben, das zweite Hochhaus — das östlich des ersten im rechten Winkel dazu entstehen soll — könne das Ensemble stören. Die Energieversorgung des zweiten Hochhauses wird möglicherweise über Kristallin-Solarzellen laufen, wie die Kreuzberger Baustadträtin Erika Romberg (AL) sagte. Dies hätten Vertreter des Springer-Verlags ihr gegenüber befürwortet. Die dunkelblauen oder roten Zellen sollen an der gesamten Südseite des Neubaus angebracht werden. Auch dies wird Gegenstand des Wettbewerbs sein. Im übrigen solle der Landeskonservator besser die gründerzeitlichen Gewerbehöfe unter Denkmalschutz stellen statt des Springer-Flachbaus, kritisierte Romberg. Eva Schweitzer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen