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Erinnerung an die stumm Gehaltenen

■ Die Opfer des Golfkrieges sind kein Thema mehr

Erinnerung an die stumm Gehaltenen Die Opfer des Golfkrieges sind kein Thema mehr

Nach acht Jahren englischen Exils hatten sich meine Augen an die grünen, friedlichen Hügel von East Anglia und Devon gewöhnt. Dann kam „Desert Storm“, und der Nachtmahr kehrte zurück. Ich sah Bagdad in Flammen aufgehen, und nacht für nacht nach der „Neutralisierung“ feindlicher Ziele wurde ich von der Euphorie des „Wir gegen sie“ überschüttet. Freiheit, Gleichheit und Demokratie, für die ich gestritten hatte, gingen in dem Bomben-Feuerwerk unter. Wie viele meiner Freunde im Exil fühlte ich mich verletzt und falsch verstanden. Ein Teil meiner selbst argumentierte, daß der Krieg notwendig war, um der Verteidigung der Souveränität willen. Ein anderer Teil beharrte darauf, daß das Ganze eine neokoloniale Operation war, unternommen, um die Zufuhr billigen Öls zu sichern

Heute wissen wir, daß 70 Prozent der auf den Irak niedergegangenen Bomben ihr militärisches Ziel verfehlt haben. Wo sie trafen, forderten sie das Leben von Zehntausenden von Wehrpflichtigen, die verbrannten oder lebendig im Sand begraben wurden. Ich hatte mein Land um der Freiheit willen verlassen, und jetzt sah ich mich einer Berichterstattung ausgesetzt, die kritiklos die gesäuberten Briefings der amerikanischen Militärsprecher wiederkäute — zum Beispiel die Genugtuung darüber, daß ein Luftschutzbunker in Amiriya zerstört worden war. 200 Frauen und Kinder kamen dabei um, und amerikanische Journalisten, die den Bunker kurz nach dem Bombardement besuchten, sahen, daß auf dem Wasser im Erdgeschoß eine zentimeterdicke Schicht von geschmolzenem menschlichen Fett schwamm. Auf dem Weg zum Hotel mußten sie ihre Schuhe wegwerfen. Von diesen Schuhen und ihrer Geschichte war in den westlichen Medien nichts zu lesen.

Heute ist es nicht mehr in Mode, über den Golfkrieg zu diskutieren, er ist keine Nachricht mehr. Inmitten dieses Schweigens gibt ein Film des tunesischen Regisseurs Nouri Buzid Hoffnung. Die rebellische Sheherazade, seine Protagonistin, fühlt sich als Araberin durch den Krieg gedemütigt. Aber sie nimmt gegen jede Form des Mords und der Erpressung Stellung. Indem sie mit ihrem Verlobten, der immer noch Gefangener der Rhetorik und des leeren Heroismus arabischer Regime ist, brechen will, verhilft sie den stumm gehaltenen Arabern, die noch nie gefragt wurden, ob sie in den Krieg ziehen wollen, zur Sprache. Fadia Faqir, Islamist, Universität von Exeter

gekürzt aus 'The Guardian‘ vom 16. Januar

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