: Streit um Krebs-Ursachen
■ Schröder: Mit Moral gegen AKWs
Eine schonungslose und möglichst schnelle Aufklärung der Ursachen für die Leukämieerkrankungen bei Kindern in der Elbmarsch hat Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) zugesichert. Es werde „kein Vertuschen und kein Verharmlosen“ geben, sagte Schröder am Donnerstag im Landtag in Hannover auf eine Dringliche Anfrage der SPD- Fraktion. Eine der in Frage kommenden Ursachen sei radioaktive Belastung aus dem Atomkraftwerk Krümmel und bei den benachbarten Forschungsreaktoren. Schröder betonte, hierfür gebe es eindeutig einen „Anfangsverdacht“.
Wenn „von interessierter Seite“ behauptet werde, daß ein Zusammenhang zwischen radioaktiven Strahlen aus Atomanlagen und den bisher aufgetretenen sieben Leukämieerkrankungen auszuschließen sei, so entbehre dies jeder Grundlage, sagte der SPD-Politiker. Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse der Bremer Physikprofessorin Inge Schmitz-Feuerhake müßten die Auswirkungen niedriger radioaktiver Strahlen weiter analysiert werden. Sie hatte bei vier Geschwisterpaaren aus der Elbmarsch Veränderungen an den Erbanlagen festgestellt.
Falls die Radioaktivität eindeutig als Ursache ermittelt wird, müßten laut Schröder schnell Konsequenzen bis hin zu Stillegungsverfügungen gezogen werden. Eine „endlose Debatte“ werde es nicht geben. Im übrigen könne er sich nicht vorstellen, daß die Betreiber von Atomkraftwerken in der Bundesrepublik bereit seien, „den Tod von Kindern in Kauf zu nehmen“. Auf Nachfrage der Grünen sagte Schröder, vom moralischen Standpunkt aus gesehen wäre es sicher wünschenswert, wenn die Betreiber von Atomanlagen die Ungefährlichkeit der zulässigen radioaktiven Abgaben beim Normalbetrieb zunächst nachweisen müßten. Rechtlich sei dieser Standpunkt jedoch nicht durchsetzbar.
Die Preussen-Elektra in Hannover als Betreiberin des Kernkraftwerkes Stade hat die Behauptungen von Schröder zurückgewiesen und um eine sachliche Diskussion gebeten. Gleichzeitig versicherte das Unternehmen seine Bereitschaft für Untersuchungen aller Art. dpa
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