: DDR-Denkmäler in Hassemers Händen
■ Noch immer keine Fachkommission für die Denkmäler im Osten/ Stadtentwicklungssenator Hassemer will eigene Fachleute unterbringen
Berlin. Die Fachkommission für die Denkmäler im Ostteil der Stadt entpuppt sich weiterhin als Papiertiger. Auch ein Jahr nach Unterzeichnung der Koalitionsvereinbarung steht eine Einigung zwischen Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Volker Hassemer noch aus. Haupthinderungsgrund ist die personelle Zusammensetzung der Kommission, die ihr Votum zu den Denkmälern im Osten abgeben soll. Noch diese Woche will die Kulturverwaltung Hassemer einen überarbeiteten Vorschlag der zehnköpfigen Liste schicken. Stimmt er zu, kann die Kommission mit ihrer Arbeit beginnen.
Wie Richard Dahlheim von der Kulturverwaltung gestern erklärte, hoffe man, Anfang nächster Woche Einvernehmen über die Fachkommission zu erzielen. Zwei von fünf Kandidaten, die Hassemer im Dezember selbst vorgeschlagen hatte, sind der Kulturverwaltung offenbar ein Dorn im Auge. Darunter befinden sich ein Mitglied des Abgeordnetenhauses und Hermann Kreutzer vom konservativen Kurt-Schuhmacher-Kreis der SPD. Dahlheim erklärte, man werde Hassemer bitten, beide vorgeschlagenen Personen von der Liste zu nehmen. Auf Kreutzer bezogen, meinte Dahlheim, man wolle die Runde nicht mit Leuten besetzten, die »sich ihr Urteil schon gebildet haben«.
Kreutzer, der weder Historiker noch Kunstwissenschaftler ist, gilt als vehementer Gegner der DDR- Denkmäler. Dahlheim bestätigte, daß zur Zeit Gespräche mit Personen geführt werden, die zunächst von Roloff-Momin genannt und nun für die Hassemer-Kandidaten zurücktreten sollen. Namen wollte er nicht nennen.
Die ursprüngliche Absicht, eine Kommission aus Fachleuten zu bilden, ist durch Hassemers Vorstoß inzwischen überholt. Mit den neuen Vorschlägen werde nun eine »kombinierte Lösung« aus Fachkompetenz und Politikern angestrebt, so der Sprecher der Kulturverwaltung, Rainer Klemke. Das schließe allerdings Fachkompetenz auf der politischen Seite nicht aus. Klemke betonte, man habe nichts gegen Personen, die gegen die DDR-Denkmäler seien, aber sie müßten sich in einen Diskussionsprozeß einordnen können. Zu der neuen Namensliste wollten sich weder Dahlheim noch Klemke äußern. Eine Stellungnahme der Umweltverwaltung war gestern nicht mehr zu erfahren.
Auf der Abrißliste im Osten stehen unter anderem das Marx-Engels- und Ernst-Thälmann-Denkmal. Die bis Ende Januar vom Bezirk Prenzlauer Berg geplante Entfernung des Kampfgruppendenkmals verzögert sich. Wie Klaus Ebert vom Bezirksamt erklärte, sei weiterhin ungeklärt, wo das Denkmal gelagert werden solle. Interesse habe inzwischen das »Deutsche Historische Museum« angemeldet. Severin Weiland
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