piwik no script img

Neonazi abgeschoben

■ Polizei räumt das von Neonazis besetzte Haus des nach Österreich abgeschobenen Rechtsradikalen Karl Polacek

Göttingen/Hannover (taz) — Die Göttinger Polizei hat gestern das Haus des nach Österreich abgeschobenen Neonazis Karl Polacek geräumt, das in der Nacht zuvor von einer Handvoll Anhängern des niedersächsischen FAP-Landesvorsitzenden besetzt worden war. Nach Polizeiangaben befanden sich in dem bisher als „FAP-Schulungszentrum“ genutzten Haus in Mackenrode bei Göttingen nur vier Rechtsradikale, die sich bei der Räumung am gestrigen Mittag widerstandslos festnehmen ließen. Der mehrfach vorbestrafte Polacek, der als Drahtzieher zahlreicher neonazistischer Gewalttaten im Raum Göttingen gilt, war am Mittwoch abend um 20 Uhr endgültig über die Grenze nach Österreich abgeschoben worden. Von dort aus hat er nach Angaben seiner festgenommenen Anhänger die Besetzungsaktion telefonisch koordiniert.

Zur Abschiebung des FAP-Funktionärs hatte der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski den Landkreis Göttingen bereits Ende vergangener Woche angewiesen. Am Mittwoch morgen nahmen dann zwei Polizeibeamte in Zivil den überraschten Neonazi fest, als er vor seinem verbarrikadierten Haus gerade ein FAP-Transparent anbringen wollte. Die Ausweisungsverfügung des Landkreises Göttingen gegen Polacek war im Dezember durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Braunschweig bestätigt worden. Gegen dieses Urteil ist allerdings noch eine Beschwerde des FAP-Funktionärs vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg anhängig. Auch Innenminister Glogowski bezeichnete am Mittwoch diese Abschiebung vor Abschluß des Gerichtsverfahrens als „ungewöhnlich“. Glogowski war sich allerdings „sicher“, daß das Oberverwaltungsgericht die Beschwerde Polaceks abweisen werde.

Auch das von Polacek bisher bewohnte Haus hat jetzt offenbar als „FAP-Schulungszentrum“ ausgedient. Von der Polizei geräumt wurde es gestern auf Betreiben der der Ehefrau des FAP-Funktionärs, die von diesem seit Jahren getrennt lebt und dessen Anschauungen keineswegs teilt. Die Ehefrau ist alleinige Eigentümerin des Hauses und will sich nun normale Mieter suchen. Reimar Paul/ü.o.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen