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Verzauberte Bäume

■ »Katja und der Baum« im Theater der Freundschaft

Spannungsgeladene Dunkelheit weicht bedrohlich grellem Licht. Aus atemloser Stille geht ein anschwellendes, elektronisches Summen hervor, das der Szene einen beängstigenden Zauber gibt. Ein Baum spricht. Mühevoll richtet er seine Äste auf, eiszapfenartige Gebilde, an denen Ketten klirren — Menschenwerk.

Andrzej Maleszkas Theaterstück Katja und der Baum bemüht sich auf interessante Weise, Kindern den Blick für ihre Umwelt zu öffnen, ohne Raum für Depressionen und Passivität zu schaffen. Nur ganz am Rande erscheint der altbekannte Zeigefinger, der auf den bereits erreichten Abgrund deutet. Vielmehr wird der Wunsch angesprochen, das Liebste zu beschützen.

Jendryk, blind für alles andere als seine Liebe zu Katja, verletzt ungewollt einen Baum. Der rächt sich und verzaubert den Jungen. Von nun an muß Jendryk das Los der Bäume teilen. Katja reagiert anfangs fast beleidigt auf die Verwandlung des Freundes. Eines Tages jedoch taucht der Schneider Schnitt auf, der den Wald fällen will, um an der Stelle ein großes Modehaus zu errichten. Das Mädchen nimmt den Kampf gegen ihn auf. Sie zieht zu ihrem Baum. Weder Hunger noch Kälte können sie vertreiben. Sämtliche Listen des Schneiders, um sie fortzulocken, schlagen fehl, bis er letztendlich mit einem amtlichen Schreiben wiederkommt, das ihn als Besitzer des Grundstückes ausweist. Triumphierend erhebt er seine Axt zuerst einmal gegen den zauberkräftigen Baum und wird ebenfalls verwandelt. Katja heiratet Jendryk, der dadurch seine menschliche Gestalt zurückgewinnt.

Diese schöne, einfühlsame Inszenierung von Christine Harbort gibt den Kindern die Möglichkeit, sich mit der Natur zu identifizieren. Sie betrachten keine zerstörte Landschaft, sondern bangen um den Baum Jendryk, der ihnen als Person nahesteht und sie lehrt, jeden Schmerz zu achten, auch den, der normalerweise nicht hinausgeschrien wird.

Das Stück gewinnt sehr viel durch die Bühneneffekte. Nicht das fast ausschließlich ausgelassene Spiel der Darsteller: die untermalende Musik (Peter Groß) beherrscht vollkommen die Gefühle der Zuschauer. Der monotone Atem des Waldes, das Knarren von Ästen, der Klang einer Sirene lassen die Szene in unerträglicher Spannung erstarren. Melodische Gitarrenklänge und das fröhliche Jubilieren einer verliebten Nachtigall schaffen Harmonie und Heiterkeit.

Auch das Bühenbild (Lothar Holler) ist sehr gelungen. Ein riesiger, abstrakter Baum streckt sein grellbuntes Wurzelgewirr aus. Als Verkörperung von etwas Sterbendem gleicht er mehr einer komplizierten Maschine als einer Pflanze.

Die Aufführung ist spannend, unterhaltsam und zweifellos sehenswert. Irene Brie

Nächste Vorstellungen: 1. und 2. 2., 10 Uhr und 19. 2., 10.30 Uhr, für Kinder ab 7 Jahre.

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