: Treuhand entlastet
■ betr.: "Abwickeln" von ihr nicht erfunden
»Abwickeln« von ihr nicht erfunden
Entgegen ihrer eigenen Befürchtung trägt die Berliner Treuhand ganz und gar keine Verantwortung für den negativ ins Gerede gekommenen Begriff der »Abwicklung«: Er hat in Berlin Tradition, mindestens seit über einem halben Jahrhundert.
In der Ausstellung Juden in Kreuzberg in der Adalbertstraße am Kottbusser Tor gibt es ein beweiskräftiges Dokument dafür aus dem Jahre 1939: Rechtsanwalt und Notar Dr.Zenke, Berlin NW 87, Brückenallee, schreibt am 8.7.1939 an das Amtsgericht Berlin: »Als amtlich bestellter Abwickler der Firma Adolf Kander melde ich hiermit zur Eintragung in das Handelsregister an, daß die Firma Adolf Kander erloschen ist, da ich das von mir als Abwickler betriebene Handelsgewerbe aufgegeben habe. Beglaubigte Abschrift meiner Bestallung vom 15.12.1938 füge ich bei. Berlin den 7.7.1939, Leidicke«.
Wie der Ausstellungstext des Museums mitteilt, war Leidicke vom Neuköllner Bezirksbürgermeister im Dezember 1938 mit der Abwicklung der Silberfabrik des Berliner Juden Adolf Kander in der Oranienstraße 183 beauftragt worden... Diese Information wird der taz von einem ebenfalls abgewickelten Ostberliner Kollegen zur freien Verfügung und Nachrecherche übermittelt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen