: Olympische Machtprobe
■ Neuer Wahlmodus für Olympia-Bewerber geplant
Berlin (dpa/taz) — Nach dem total verstolperten Olympiabewerbungs- Start Berlins darf sich die Stadt möglicherweise noch in einem Ausscheidungsrennen entkräften. Das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) will das bisherige traditionelle Auswahlverfahren für die olympischen Austragungsorte ändern: Die zwei besten Kandidaten sollen sich in einem Finale qualifizieren, um die Olympischen Spiele 2000 zu bekommen. Eine 30köpfige IOC-Kommission dürfte künftig die beiden Finalisten bestimmen. Die Vollversammlung hätte dann zwar weiter das letzte Wort, könnte aber nur noch zwischen den zwei übriggebliebenen Wettbewerbern entscheiden. Der neue Wahlmodus muß allerdings noch von der IOC-Vollversammlung abgesegnet werden. Ob das Exekutivkomitee die notwendige Zweidrittel-Mehrheit für seinen Vorschlag finden wird, ist völlig offen. „Ich halte das für sehr fraglich“, meint das deutsche IOC-Mitglied Walther Tröger. Er glaubt nicht, daß die Vollversammlung ihr letztes Privileg, das uneingeschränkte Recht auf Olympia-Vergabe, abzugeben bereit ist.
Hintergrund für die versuchte Änderung des Wahlmodus ist die Bestrebung des IOC-Chefs, das Votum mehr an Zweckmäßigkeiten auszurichten und den wirklich geeignetsten Kandidaten zu finden.
Nach dem Willen des Exekutivkomitees sollen schon die Spiele 2000 im September 1993 zwischen Berlin, Manchester, Sidney, Peking, Mailand, Istanbul und Brasilia folgendermaßen ausgewählt werden: Die Kandidaten präsentieren sich vor der Vollversammlung und Vertretern der Internationalen Verbände und der NOKs. Dann wählt eine 30köpfige Sonderkommission, bestehend aus je zehn Mitgliedern des IOC- Exekutivkomitees und des IOC sowie je fünf Vertretern der Internationalen Verbände und der NOKs, die zwei Finalisten aus. Anschließend nimmt die Vollversammlung die Endauswahl vor.
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