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Fünftägiges Kamel-Symposion in Dubai

Manama (afp) — Kamele erleben in den Ölstaaten des Golfs derzeit eine wahre Ära neuer Wertschätzung. Mehr als 180 Experten aus 31 Ländern, darunter China, Australien, die USA, Kanada, Ägypten, Indien, Pakistan und Marokko, nehmen seit Sonntag in Dubai, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, an einem fünftägigen „Kamel-Symposion“ teil. Themen der Tagung sind Aufzucht, Krankheiten und Ernährung der „Wüstenschiffe“.

Der Verteidigungsminister der Emirate, Scheich Mohammed ben Rached el Maktum, verwies in seiner Eröffnungsrede darauf, wie wichtig es sei, den derzeitigen Kamelbestand, der weltweit auf 20 Millionen Dromedare (einhöckrige Kamele) und Trampeltiere (zweihöckrige Kamele) geschätzt wird, zu erhalten. 1988 hatten Experten bei einer Konferenz in Algerien auf einen alarmierenden Rückgang der Spezies hingewiesen, der unter anderem mit dem Seßhaftwerden der Nomaden begründet wurde.

In den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien war der Bestand amtlichen Statistiken zufolge von 700.000 Tieren im Jahr 1950 auf etwa 200.000 Ende 1970 zurückgegangen. Seitdem nutzen Marokkaner und Tunesier unter anderem die Lust von Touristen an exotischen Kamel-Ritten, um den Bestand der Tiere zu erhalten.

Solche neuzeitliche Zweckentfremdung müssen die Paarhufer in den Golf-Staaten kaum über sich ergehen lassen. Haben die dortigen Behörden doch einen wahren Dromedar-Kult ins Leben gerufen, um die Symbole ihrer ruhmvollen Beduinen-Vergangenheit zu erhalten. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman knüpften an alte Traditionen an und erhoben Kamelrennen in den Rang der „nobelsten Sportarten“.

Tausende von Zuschauern strömen nun allwöchentlich in die „Kamelodrome“, und die Wettrennen werden live im Fernsehen übertragen. Händler und Käufer nutzen die Gelegenheit und treffen sich auf den Kamelmärkten gleich neben den Renn-Bahnen. Für ein schnellfüßiges Reitdromedar werden derzeit im Durchschnitt Preise von 4.000 Dollar erzielt, geboten werden aber ab und zu auch Summen bis zu 200.000 Dollar. Ein einfaches Arbeitskamel kostet zwischen 600 und 2.500 Dollar, ein Kamel, das für den Verzehr gedacht ist, 350 bis 450 Dollar.

In Saudi-Arabien, das über einen riesigen Bestand verfügt, findet sich Kamelfleisch auf vielen Restaurant- Speisekarten und in den Auslagen zahlreicher Metzgereien. Dank der saudischen Brüder Otaibi, die die Vermarktungsidee hatten, stehen in den Kühlregalen der Supermärkte dort auch Tetrapacks mit pasteurisierter Kamelmilch. Sie wird wegen ihrer „unschätzbaren therapeutischen Wirkung“ gekauft. „Glücklich, wer sich von Kamelmilch ernährt“, meint Omar Mohammed Abdallah, Verfasser eines Werkes über die Aufzucht und Vermehrung von Kamelen. Sie sei „reich an Mineralien“, vor allem an Natrium, das ihr den salzigen Geschmack verleiht.

Ein Ernährungstip, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten offenbar zunehmend befolgt wird. Bei einem Bestand von mehr als 80.000 Dromedaren beträgt die Milch-Produktion dort jährlich immerhin etwa zehn Millionen Liter. Habib Trabelsi

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