: Putsch in Venezuela „seit Jahren geplant“
Caracas (ips/wps) — Der gescheiterte Militärputsch in Venezuela am Dienstag war nach Aussagen eines ehemaligen Armeekommandanten von langer Hand geplant. General a.D. Carlos Julio Penazola sagte im Fernsehen, die Putschanführer hätten schon vor acht Jahren in der Militärakademie auf Flugblättern dazu aufgerufen, „die Schande der Republik mit Blut zu tilgen“. 1988 und 1990 seien Warnungen über die Pläne der Putschisten von der Regierung ignoriert worden. Ihre Kritik an Perez sei vor allem nationalistisch inspiriert und richte sich vor allem gegen den „Ausverkauf“ der Ölindustrie an ausländische Konzerne.
Verteidigungsminister Fernando Ochoa, der sich bemühte, die Putschisten als unbedeutende Minderheit innerhalb der Armee darzustellen, gab die Existenz von Gerüchten über Umsturzpläne zu. Er kündigte an, daß die Schuldigen vor Gericht gestellt und die Höchststrafe erhalten würden. Laut Ochoa wurden nach dem Putsch 133 Offiziere und 967 Soldaten verhaftet.
Venezolanische Beobachter rechnen nun mit einer stärkeren Rolle des Militärs in der Politik, da der Generalstab Präsident Perez vor dem Sturz bewahrt habe. „Perez muß den Soldaten jetzt erst einmal zuhören“, meint der konservative Historiker Carlos Capriles. „Zum ersten Mal nahmen Rebellen wichtige Garnisonen ein, wie Maracaibo und Valencia. Und wenn 133 Offiziere verhaftet wurden, muß es Hunderte weitere geben, die involviert waren oder sympathisierten. Man kann aber nicht 1.000 Offiziere verhaften.“
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