■ AUS POLNISCHER SICHT
: Dankbar, aber kritisch

Als Osteuropäer ist man den Deutschen für ihre Hilfe dankbar. Für ihre Unterstützung in der Europäischen Gemeinschaft, für die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Vor allem dafür, daß sie sich sehr bemühen, eine gemeinsame Zukunft mit Osteuropa zu gestalten. Daß sie am wenigsten reden und am meisten tun. Die Slowenen und vor allem die Kroaten haben einen besonderen Grund, sich den Deutschen verpflichtet zu fühlen.

Und dennoch ist es annehmbar, was sich in Kroatien nach der von den Deutschen — zu Recht und eher zu spät als zu früh — durchgesetzten internationalen Anerkennung des neuen, unabhängigen Staates abspielt. Die Deutschlandbegeisterung und den Genscherfetischismus kann man ja noch verstehen, die Weisung an das staatliche kroatische Fernsehen aber, keine Beiträge über die Rolle der Deutschen im Zweiten Weltkrieg auszustrahlen, ist ein Bärendienst für diese von Größenwahnkomplexen und Vergißitis geplagte Nation. Statt dessen sollte man die ungeheure Leistung der deutschen Demokratie immer wieder betonen, die aus einem verführten Volk binnen weniger Jahrzehnte ein gleichberechtigtes Mitglied der internationalen Gemeinschaft gemacht hat. Dafür darf man aber keine Schweigepflicht und keine Beschönigungen benutzen.

So wie sich die Deutschen in der jugoslawischen Frage letztendlich für den kantschen Grundsatz entschieden haben, daß man immer so vorgehen soll, daß das Prinzip dieses Vorgehens zu einem allgemeingültigen Grundsatz werden kann, sollten sich auch alle an die kritische Haltung des größten Philosophen der Geschichte erinnern und nichts als für ewig bestehend annehmen. Auch die deutsche Gütigkeit nicht. Piotr Olszowka