Drei Soli sind kein Trio

■ Die Saitenkünstler des „Windham Hill Guitar Project“ in der Schauburg

Spannend war es auf jeden Fall, und wenn die Plattenproduzenten des Windham Hill Labels mit diesem Projekt zeigen wollten, wie weitgefächert ihr Angebot ist, dann ist ihnen das Freitagnacht in der Schauburg auch glänzend gelungen. Drei völlig gegensätzliche Musiker spielten zuerst ihre Soloprogramme: jeder etwa eine halbe Stunde, und dort wurde virtuose, sehr ausgefeilte Musik für Gitarren bzw. Bassgitarren geboten. Die angekündigten Duos fielen dann gleich flach, aber die letzten beiden Stücke spielten die drei gemeinsam, und da paßte überhaupt nichts zusammen.

Der schöngeistige Alex De Grassi begann das Konzert mit fein ziseliertem Wohlklang auf der akustischen Gitarre. Zwischen Folk, Jazz und klassischer Musik bewegten sich sein Klangminiaturen in Songformat, die mal von der Hauskatze Trout, aber auch vom Golfkrieg inspiriert wurden. Hier lauschte das Publikum andächtig, und der Applaus war anhaltend, aber ebenso kultiviert wie die Musik selbst. Ganz anders bei Michael Manring: da wurde gelacht, enthusiastisch gejubelt und ungläubig gemurmelt, denn der junge Elektro- Bassist spielte Unerhörtes: seine Songs waren vollgestopft mit fast sportlichen Meisterleistungen und klangen trotzdem erstaunlich gut. Bei Charlie Parkers „Now is the Time“ spielte er das komplette Bandarrangement auf dem Bass, bei „Purple Haze“ traf er den kreischenden Ton von Jimi Hendrix, und auf seinem selbst entworfenen „Hyperbass“ spielte er sanft schwebende Sounds. Meist konnte man kaum glauben, das all diese Töne gleichzeitig auf einem Instrument erzeugt wurden, und so war es nur konsequent, wenn Manring bei einem Stück zugleich auf zwei Bässen spielte.

David Torn hatte es schwer nach diese furiosen Tour de Force, und seine experimentelle, eher zurückhaltende Spielweise war viel schwerere Kost. Mit einem immensen Aufwand an elekronischen Effekten bastelte er irritierende Soundcollagen. Oft spielte er mehr an den Pedalen und Reglern als auf den Saiten, und als ihm eine Saite riß, wogte die Geistermusik aus den Maschinen weiter, als wäre nichts geschehen. Aus seinen seltsamen Improvisationen tauchten manchmal Bluesfragmente auf, bei denen Torn auch Texte wie „If the River was Whisky“ sang, und die traditionellen Lieder wirkte in diesem elektronischen Ambiente fast surreal.

Für die abschließenden Triopassagen trafen sich die drei beim kleinsten gemeinsamen Nenner, etwa dem Standard „Goodbye Pork-Pie Hat“. Aber an ihren Mienen sah man, daß dieses Pflichtprogramm auch ihnen keinen Spaß mehr machte. Willy Taub