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Israels Polizei nutzt Akawis „Tod durch Herzversagen“ zur Entlastung

Tel Aviv (taz) — Der Palästinenser Mustafa Akawi, der vor einer Woche im Verhörzentrum des israelischen Geheimdienstes in Hebron gestorben ist, wurde am Samstag in Ostjerusalem beerdigt. Über zweitausend Menschen fanden sich zu den Trauerfeierlichkeiten ein. Akawis Familie hatte die israelischen Behörden gebeten, ein normales Begräbnis zu „erlauben“, was am Freitag zunächst abschlägig beschieden worden war.

Wenn Palästinenser während der Haft oder durch Schüsse des Militärs sterben, erzwingen die israelischen Behörden häufig, daß die Beerdigung bei Nacht stattfindet, um öffentliches Aufsehen zu vermeiden. Dieser Fall war jedoch so publik geworden, daß die Beerdigung doch noch bei Tag stattfinden konnte.

Die Obduktion des toten Akawi wurde von dem israelischen Pathologen Jehuda Hiss und einen „neutralen“ Mediziner, den amerikanischen Pathologen Michael Baden, durchgeführt, den die Familie des Toten hinzugezogen hatte. Die beiden Ärzte stellten fest, daß Akawi an einer Herzgefäßsklerose litt. Doch kamen sie zu dem Schluß, sein Tod „durch Herzversagen“ sei durch „den physischen und psychischen Druck ausgelöst“ worden, den die israelischen Geheimdienstler während des Verhörs auf Akawi ausgeübt haben. Wäre er nicht verhaftet und geschlagen worden, wäre der Mann voraussichtlich nicht gestorben, erklärten sie. Akawi hatte dem israelischen Haftrichter am Tag vor seinem Tod gesagt, er werde gefoltert, und ihm die Spuren schwerer Mißhandlungen an seinem Körper gezeigt, deren Vorhandensein auch die Ärzte bestätigten. Die beiden Pathologen bestanden auf einer Besichtigung der „Shin-Bet-Anlagen“ in Hebron, in denen Akawi festgehalten wurde. Die Ergebnisse dieses Teils der Untersuchung liegen noch nicht vor.

Mit den bisherigen Resultaten der Untersuchung zeigte sich der israelische Geheimdienst angeblich sehr zufrieden, denn es sei „erwiesen, daß Akawi nicht unter der Folter zugrundegegangen ist“. Die israelische Polizei veröffentlichte sofort eine selektive Version des Ergebnisses — nämlich „Tod durch Herzversagen“, um „die arabische Bevölkerung zu beruhigen“. Amos Wollin

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