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WDR plant für den V-Fall

■ Sender in Wupptertaler Luftschutzstollen geplant

Düsseldorf/Wuppertal (taz) — Fünf Jahre lang wurde hinter verschlossenen Türen verhandelt und geplant. Eine gezielte Indiskretion des nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Reinhold Appell (Grüne) brachte das Geheimprojekt an den Tag. Der Westdeutsche Rundfunk will in einem leerstehenden Luftschutzstollen in Wuppertal-Elberfeld eine Sendestation einrichten. Diese soll, so WDR-Sprecherin Gudrun Friese, „der Sicherstellung des Rundfunks im Kriegsfall“ dienen. Die Vertreterin des Kölner Senders betonte, daß Bund und Land Bauherren der Anlage seien. Der WDR trete als Betreiber auf und stelle die technische Einrichtung.

Bekannt ist, daß sich der WDR- Intendant intensiv um eine Kostenbeteiligung des Landes bemüht hat. In der Düsseldorfer Staatskanzlei stieß er auf offene Ohren. In einem Schreiben vom 3.Oktober 1991 bekräftigt der Chef der Staatskanzlei, Wolfgang Clement, gegenüber dem Bundesinnenministerium die Absicht, die Sendeanlage zu bauen. Der WDR wäre die erste und einzige ARD-Anstalt mit einer derartigen Notsendeeinrichtung. Der nordrhein-westfälische Landesetat 1992 sieht drei Millionen D-Mark als Zuschuß für den Bau vor. Dieselbe Summe soll der Bund hinzusteuern.

Während der Westdeutsche Rundfunk die Planung immer noch als „Geheime Kommandosache“ behandelt, gibt sich die Stadtverwaltung Wuppertal offener. Auf eine Anfrage der Grünen im Stadtrat lüftete Dezernent Dr.Eberhard Geißler das Geheimnis um den Standort. Einen alten, aber noch intakten Stollen im Elberfelder Westen gegenüber den Bayer-Werken haben die Kriegsberichterstatter für ihre Zwecke auserkoren.

Der Wuppertaler Beigeordnete sieht allerdings kaum Handlungsspielraum für die Stadt. Der vorgesehene Luftschutzstollen wurde bereits 1987 aufgrund einer Verfügung des Bundesinnenministers aus der Zivilschutzbindung des Schutzbaugesetzes entlassen. Daher könne der Bund als Eigentümer, so der Dezernent, mit der Anlage verfahren, wie er wolle. Daran ändere auch der Beschluß des Wuppertaler Stadtrates nichts, demzufolge alle militärischen Bunker im Stadtgebiet einer zivilen Nutzung zuzuführen sind. Anders sieht dies der Stadtverordnete Thomas Lenz (Grüne), der auf dem „Mitspracherecht der Stadt“ bestehen will. Martin W. Klaus

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