: Kinder-Krieger
■ „Andere Umstände“, Montag, 19.20Uhr im ZDF
Kaum sind die Nachwehen des Hollywood-Babybooms überstanden und die Kevins und Curly Sues zu gewitzten Strolchen herangereift, kommen deutsche Fernsehautoren (ja, es war ein Mann ) auch schon auf den Trichter, die Beschwerden neunmonatiger Uterusblähungen zum Gegenstand possierlicher Komödien zu machen. Damit nicht genug, muß die Generation der knapp Dreißigjährigen herhalten und damit so unumgängliche Archetypen wie die Alternativfrau (Petra Zieser), die junge Selbständige (Katja Riemann), der reiche Erbe (Rainer Grenkowitz), der erfolglose Künstlerfreak (Alexander Hauff) und der körperbewußte, brusthaarige Vernaschkater (Hannes Jaenicke).
Sabine — wenn nicht Sabine, wäre es eine Susanne gewesen, jede Wette — hat mit ihrer Kompagnera Ilona (Barbara May) kreditgestützt eine Segelschule eröffnet und ackert brav zum Zwecke der Existenzsicherung, als sie die Folgen einer gleichermaßen schicksalsträchtigen wie unheilschwangeren Frühlingsnacht zur Kenntnis nehmen muß. Ihre Spirale hat versagt — womit das Wörtchen „Bevölkerungsspirale“ mit neuem Sinn geimpft wäre. Drei nichtsnutzige Rocker kommen als Vater in Frage, einer tolpatschiger als der andere. Da mit Sabines Freundin noch eine dritte bereits mit lärmendem Nachwuchs gesegnete Frau ins Spiel gerät, eine reiche Tante passend stirbt und selbstlos eine Villa hinterläßt, wird umstandslos alles und jedes gerecht verteilt: das Mutterfreudenhaus ist komplett. Darauf ein Fruchtwässerchen von Moet Chandon...
Wenige Lichtblicke bescherte dies windelweich hingepamperte Hebammenmärchen den jedweder Kindergärtnerei abholden ZuschauerInnen: Hannes Jaenicke, dessen angewiderter Gesichtsausdruck, als ihm jemand ein Baby in den Arm legte, das Hingucken wert war. Cathrin Vaessen, die sich mit der mageren Rolle einer MTA zufriedengeben mußte. Und der Spruch: „Was läuft bei dir denn sonst so?“ — „Außer der Milch nicht viel“ gefiel dem Rezensenten.
In Amerika übrigens witzelt man längst weniger betulich über die Kinderkriegerei. In der TV-Serie Married With Children, demnächst als Eine schrecklich nette Familie auf RTLplus, gab es nachstehenden Dialog. Die Mutter, zum dritten Mal schwanger: „Ich muß gleich zum Arzt. Und ich möchte, daß du mit mir kommst.“ Der Vater: „Aber ich bin doch noch nie mit dir gekommen.“ Darauf sie: „Dann suche ich mir jemand anderes als Vater meines Kindes.“ Er: „Hättest du das nicht fünf Monate früher tun können?“ Herr Dittmeyer
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