: „Ich suche das Auge des Tigers“
■ Stefan Buben, einer der erfolgreichsten Judokas der Bundesrepublik
Achtmal war er Deutscher Judo- Meister, 1988 Zweiter bei der Europameisterschaft, 1989 Fünfter bei der WM in Jugoslawien, 1990 Siebter bei der Europameisterschaft und, natürlich, Mitgleid der Nationalmannschaft. Jetzt läuft für Stefan Buben, mit 65 Kilo Halbleichtgewicht, die letzte Saison für die Bundesliga-Mannschaft des VFL Wolfsburg. Sein Herz wird weiter für Judo schlagen. Seit Anfang des Monats muß sich Buben auf der harten Matte des Geschäftslebens bewähren. Mit einer privaten Judo-Schule hat er sich selbständig gemacht.
Vor dem Kampf sieht er dem Gegner in die Augen. „Ich seh' es sofort: Entweder hat er es, oder er hat es nicht, das Auge des Tigers.“ Jenes Glänzen, wenn es Ernst wird: Die Aggression, den Siegeswillen, die Herausforderung. Stefan Buben braucht das. Das motiviert ihn. Nichts ist schlimmer als ein Gegner, der ihn nicht motiviert. „Vor dem Kampf bin ich richtig böse. Ich will gewinnen, den Ehrgeiz habe ich einfach. Ich muß siegen.“
Buben ist „ein Angriffskämpfer“. Seine Selbsteinschätzung: „Am Boden eher mäßig, technisch mittelmäßig, im Stand gut. In Psychologie sehr gut.“ Seinen Gegner muß er attackieren, immer und immer wieder, und je aufgeputschter die Stimmung um die Matte ist, desto besser für ihn. Lieber mit einer ganzen Halle Zuschauer gegen sich, als alleine und im Stillen. Darum kämpft er auch so erfolgreich in den Mannschaften. Wenn die anderen um ihn herumstehen und ihn anfeuern, kann er Berge versetzen.
Stefan Buben begann im Alter von fünf Jahren seine Judo-Karriere. Viel zu jung eigentlich, aber weil sein älterer Bruder mitging, durfte er schon trainieren. Die Bubens machen alle Judo, sein Bruder, seine beiden Schwestern: Die Eltern fördern das.
Ehrgeizig war er von Anfang an, und deshalb hatte er früh Erfolg: Bremer Meister in der Klasse bis 27 Kilo als 7-jähriger, wenig später kämpfte er bereits in den Nationalmannschaften. Erst als Schüler, dann als Jugendlicher, dann als Junior. Insgesamt macht er in seinen jungen Jahren 22 norddeutsche Meistertitel.
Kampfjudo, das war es. „Dafür habe ich gelebt: Jeden Tag trainiert, und mit 17 hab' ich jeden Gegner auseinandergerissen.“ Die Diktion paßt. Wer seinen Gegner schonen will, hat schon verloren. Im Kampjudo geht es nicht um Gürtel. „Gürteljudoka können kaum umsetzen, was sie lernen, wenn der Gegner nicht mitspielt.“ Guter Sport ist das natürlich schon, aber kein Kampf. Kampf gibt es nur mit einem Gegner, „der dich vernichten will, auf der Matte.“
Judo, Judo, Judo. Buben setzt auf Leistung und gewinnt. Er besucht die Realschule, macht einen passablen Abschluß und lernt Estrich legen. „Der härteste Job im Baugeschäft.“ Sogar hier nutzt er seine Pausen, um Dauerläufe zu machen. Seine Kollegen lachen darüber solange, bis zwei von ihnen im feuchten Estrich liegen. Danach ist Ruhe. (Neue Männer braucht das Land! / d.K.) Buben trainiert weiter.
Nach der Lehre kommt die Bundeswehr, und 1985 lockt der VfL Wolfsburg. Der Abonnements-Mannschaftsmeister aus der VW-Stadt hat einen großzügigen Sponsor im Rücken, der bundesweit die besten Judoka einkauft. Buben muß zwanzig Stunden arbeiten und kann dann trainieren, bei vollem Geld.
Seit Anfang des Jahres ist er wieder in Bremen. In seiner Villa Vital in Mahndorf will er neben einer privaten Judoschule auch Rehabilitations-Judo anbieten. Außerdem bildet er sich per Fernstudium an der Uni Köln zum Diplom-Sportlehrer aus. Markus Daschner
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