: Bedauern wegen Absage
■ UN-Menschenrechtskonferenz nun in Rom oder Venedig
Genf. Die für 1993 geplante UN- Menschenrechtskonferenz wird voraussichtlich in Italien stattfinden. Dies teilten gestern Mitglieder der UNO-Menschenrechtskommission in Genf mit. Als Tagungsort für die Konferenzteilnehmer war ursprünglich die deutsche Hauptstadt vorgesehen gewesen.
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hatte jedoch in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an UN-Generalsekretär Butros Ghali eine Zusage der Bundesregierung vom vergangenen Oktober zurückgezogen. Genscher begründete die Absage mit Organisationsproblemen als Folge der Umwandlung Berlins in eine gesamtdeutsche Hauptstadt.
Am Freitag hatte der italienische Gesandte in der Menschenrechtskommission, Francesco Mezzalama, Italien als Austragungsort für die Konferenz vorgeschlagen. Mehrere Delegationen, insbesondere Portugal im Namen der Europäischen Gemeinschaft, unterstützten die italienische Kandidatur.
Ein Mitglied der deutschen Delegation sagte gestern, die Kommission werde Italien vermutlich bis zum 6. März dieses Jahres als offiziellen Austragungsort der Konferenz bestätigen. Die italienischen Behörden beraten derzeit über die Wahl des Konferenzortes. Im Gespräch sind unter anderem auch die Städte Rom und Venedig.
Die Absage der deutschen Regierung wurde von mehreren Vertretern in der Menschenrechtskommission bedauert. Für den Gesandten Costa Ricas wäre das geeinte Berlin als »Symbol des Endes des Totalitarismus« ein idealer Konferenzort gewesen.
Ein Delegationschef der EG meinte unterdessen, daß die Entscheidung Bonns sich durch die Probleme mit der Stadtplanung im geeinten Berlin erklären lasse und keine politischen oder finanziellen Hintergedanken habe.
Bei der Menschenrechtskonferenz im kommenden Jahr sollen eine Bilanz der weltweiten Beachtung der Menschenrechte gezogen und neue Prioritäten auf diesem Gebiet gesetzt werden. afp
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