piwik no script img

Altenteil mit Tempo?

■ Ex-'Stern‘-Chef Jürgs geht zum Zeitgeistblatt

Hamburg (taz) — Der ehemalige 'Stern‘-Chefredakteur und Romy- Schneider-Biograph Michael Jürgs (46) wird am 1.April neuer Chefredakteur des Hamburger Zeitgeist- Magazins 'Tempo‘. Er löst Jürgen Fischer von diesem Posten ab. Jürgs, der seine journalistische Karriere bei dem Münchner Boulevardblatt 'Abendzeitung‘ begonnen hat und dann für vierzehn Jahre zum 'Stern‘ ging, war vor mehr als zwei Jahren auf sehr rüde Weise vom Chefposten bei dem Gruner+Jahr-Flaggschiff entfernt worden.

Vor seiner Alleinherrschaft beim 'Stern‘ hatte Jürgs (nach dem Hitler-Tagebuch-Skandal) in einem Triumvirat dem Blatt vorgestanden. Er sehe seine neue Aufgabe bei 'Tempo‘ als „spannende Herausforderung“, rechne aber auch ein „Scheitern mit ein“, sagte der nicht mehr ganz junge Jürgs recht abgeklärt gegenüber der taz. Er wolle 'Tempo‘ „behutsam erwachsen werden lassen“ und mehr „Qualität und Ruhe“ ins Blatt bringen, denn der Zeitgeist sei inzwischen zum „Zweitgeist degeneriert“. 'Tempo‘ solle von der journalistischen Arbeitsweise her radikaler werden, was aber nicht politisch-ideologisch und auch nicht zielgruppenorientiert zu verstehen sei. Auch schätze er an seinem neuen Job dessen „Überschaubarkeit“.

Gegen den Illustrierten-Trend der vielen bunten Häppchen will Jürgs die größeren „Happen“ setzen und hofft inständig, daß die Nation „noch nicht völlig ver-supert ist und es noch Leute gibt, die lesen wollen“. Trotz des schnellen Namens des vor sich hin dümpelnden Zeitgeist-Blatts will Jürgs „nicht der Aktualität hinterherhecheln“. kotte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen