: BMW und Daimler mit neuem Triebwerk
■ Weltluftfahrt braucht 2010 über 13.000 neue Passagierflugzeuge/ Boeing muß Personal abbauen
Berlin (dpa/ap/taz) — Während sich die großen Fluggesellschaften einen unerbittlichen Konkurrenzkampf liefern, rüstet sich die Flugzeugindustrie für das nächste Jahrtausend. Fliegen, kalkulieren Carrier und Flugzeughersteller, wird im Jahr 2000 ein Massengeschäft sein. Seit Jahren sind die Flugzeugbauer bemüht, die Leistungen der Flugzeuge zu erhöhen und dadurch die Kosten im Flugbetrieb zu senken.
Einen deutlichen Schritt in Richtung neuer Triebwerke haben nun der deutsch-britische Triebwerkshersteller BMW Rolls-Royce und der über die Deutsche Aerospace (Dasa) zum Daimler-Benz-Konzern gehörende MTU Motoren- und Turbinen-Union unternommen: Die beiden europäischen Marktführer wollen beim Bau einer neuen Triebwerksfamilie für Regionalflugzeuge künftig zusammenarbeiten. Das neue Triebwerk, das 10.000 bis 22.000 Pfund Schub entwickeln soll, wird voraussichtlich ab 1996 in Serie gehen. Es könnte beispielsweise in dem von der Dasa, dem französischen Luftfahrtkonzern Aerospatiale und der itlaienischen Alenia, geplanten Regionalflugzeug mit 80 bis 130 Sitzen zur Anwendung kommen.
Hintergrund der Annäherung der konkurrierenden Triebwerkshersteller ist die Ankündigung des Bonner Koordinators der Luft- und Raumfahrtindustrie, Erich Riedl, wonach die beabsichtigte staatliche Förderung von einer Milliarde Mark nur dann zur Verfügung gestellt werde, wenn beide Unternehmen sich auf ein gemeinsames Triebwerk einigen. Bislang haben sowohl MTU als auch BMW Rolls-Royce einen Förderantrag gestellt.
Das Geschäft für ein leises und kerosinsparendes Triebwerk scheint lukrativ, denn gerade der Markt der Regionalflugzeuge dürfte nicht nur in Europa in den nächsten Jahren sprunghaft ansteigen. Neben den kleinen City-Jets werden in der Weltluftfahrt in den kommenden zwanzig Jahren voraussichtlich rund 13.400 neue Passagierflugzeuge benötigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine gestern veröffentlichte Marktprognose der Deutschen Airbus GmbH. Fünfzig Prozent des bis zum Jahr 2011 berechneten Marktpotentials werde als Ersatz für veraltete Flugzeuge dienen. Die andere Hälfte decke den neuen Bedarf durch das Luftverkehrswachstum von ungefähr fünf Prozent pro Jahr ab. Für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) prognostizierte die Airbus GmbH einen Bedarf von etwa 2.000 Passagierflugzeugen. Nach den Berechnungen des Unternehmens wird auch die Nachfrage nach Großraumflugzeugen weiter zunehmen. Die durchschnittliche Sitzplatzkapazität für Passagierflugzeuge liege gegenwärtig bei 185 Sitzen und werde bis Ende des Jahres 2011 auf 250 Sitze anwachsen. Der zahlenmäßige Anteil der Großraumflugzeuge an den 13.400 benötigten Maschinen werde ungefähr 45 Prozent betragen, so die Airbus-Studie. Für das europäische Konsortium Airbus Industrie sagt die Prognose einen Marktanteil von mindestens 30 Prozent voraus. Airbus werde sich damit als weltweit zweitgrößter Hersteller von Passagierflugzeugen behaupten. Bei den 1991 weltweit verkauften rund 400 Passagierjets hat Airbus bereits einen Marktanteil von rund 25 Prozent.
Der amerikanische Luftfahrtkonzern Boeing mußte dagegen am Mittwoch den Abbau von 8.000 Arbeitsplätzen ankündigen. Der weltweit größte Hersteller von Zivilflugzeugen begründete den Stellenabbau mit der schlechten Auftragslage im zivilen Bereich und mit den Kürzungen im US-Verteidigungshaushalt, vor allem durch die weitgehende Streichung des Programms für das Kampfflugzeug B-2. Die schlechte Auftragslage führte bereits zu Produktionskürzungen bei Boeing, die inzwischen nur noch 14 Exemplare ihrer B-737 monatlich statt früher 21 herstellt. Bei Boeing sind in den USA insgesamt 156.500 Menschen beschäftigt, davon allein 104.000 im Bundesstaat Washington.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen