: Demnächst mit Erwin-Shuffle!
■ Der Geheimwortschatz des Sports: Birdie bis Bananenflanke / Ein nützliches Nachschlagewerk für Ignoranten
Nehmen wir Albertville. Da rutschen schnuckelige Jungs und Mädels auf Brettchen durch den Schnee, lassen sich fallen und ballern mit einem großen Funkgerät in der Luft herum.
Oder den Court: Zwei Leichtbekleidete versuchen einander mit Schlägern und harten Bällen in einem Kampf namens Tie-Break zu erschlagen.
Wer im Boris-Land der alpinen Gold-Mädchen solche Sicht auf unsere nationalen Sportereignisse hat, ist ein Fall für Helmuth Poppen. Der „Sportchef Hörfunk“ von Radio Bremen hat sein angesammeltes Know-how mit einem alerten Scherz-Artikel-Schreiber namens Rolf Scheunig geteilt. Zusammen haben sie 300 Seiten Sport für AnfängerInnen vollgeschrieben, von Ablösesumme (“ein Verein ist spitz auf einen Spieler...“) bis Vorgabe (“Ausgleich von Handicap“).
Das Buch heißt „Birdie, Bully, Bananenflanke — Sportregeln und Begriffe“ und versucht, mit wenigen Sätzen trivialste und komplexeste Zusammenhänge im Sport zu verklickern. Da kann auch sportliche Halbbildung noch was lernen. Z.B. „Volte“. 1) ein klitzekleiner Kreis beim Dressurreiten. Und 2) Beim Fechten greift der Gegner an, man weicht aus und hofft, daß der andere in die Waffe läuft. Und endlich bekommt man das Geknäule beim Rugby erklärt; den „Kopfstoß“ beim Billard (Kugel läuft rückwärts); den Hattrick beim Fußball (3 Tore in einer Halbzeit). Entscheidender Mangel gerade hier: der Erwin-Shuffle bleibt unerklärt(Tip für die nächste Auflage).
Dagegen werden wir zum Nachspielen gründlich über American Football, Baseball und, echt wahr, den Wett-Sport instruiert. Lieblos behandelt: das Catchen (“Show“), das Fernöstliche, das Ringen (“Mutter ringt die Hände“). Nicht vergessen wurde der Motorsport, wir lernen, warum, wenn ein Gespann um die rechte Ecke fährt, das Boot hochkommt.
Wußten Sie noch nicht, daß der offizielle Billardtisch 1,4225 m breit ist? Mit Zahlen sparen Scheunig/Poppen nicht. Umso mühseliger fällt der Versuch aus, den eher drögen Stoff durch Sprüche aufzulockern. Gipfel des Humors sind die Zeichnungen von Günther Kellner (zwei Reisepässe machen einen Doppelpaß), und doch sollte man das Buch für alle Fälle (und für 10 Mark) im Haus haben: Sportdoofe können sich auf das Niveau des/der Geliebten katapultieren und ganze Abende retten, und die TV-Sport- Profis können durch exakte Yard-Angaben glänzen. Oder dadurch, daß sie Birdie und Bananenflanke erklären können. Ich hab's schon wieder vergessen. Bus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen