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Ossi-Atmosphäre für Homos

Weißensee. Das Kreuzberger »SchwuZ« und die Lesbenkulturetage »Araquin« bekommen Konkurrenz. Etwas abseits der westlichen Szenetreffs, im Ostberliner Bezirk Weißensee, soll ein neues »Kommunikationszentrum für Homosexuelle« entstehen. Diesen Plan verfolgt der Verein »Buschhaus e.V.«, der sich letzte Woche auf Anraten des Jugendnetzwerks Lambda gegründet hat.

Den Anstoß für die Initiative gab die Schließung der ältesten Ostberliner Homodisco »Buschallee«, erklärt Vereinssprecher Volkmar Wenk. Seit Januar verweigert das Bezirksamt Weißensee der ehemaligen Betreiberin eine Gaststättenerlaubnis. Die Behörde begründete ihre Haltung mit Lärmbelästigung der Anwohner durch an- und abfahrende Autos.

Mit dem Konzept, die Homodisco als gemeinnützige Trägerin zu übernehmen und zum Kommunikationszentrum auszubauen, will Buschhaus nun die Bürokraten umstimmen. »Wir ermöglichen Begegnungen zwischen heterosexuellen und homosexuellen Jugendlichen«, verweist Volkmar Wenk auf einen der Vorteile. Auch denke er an Berufsberatung, Schulaufgabenhilfe, Aids- und Drogenprävention.

Von westlichen Zentren will sich Buschhaus damit deutlich unterscheiden: »Bei uns wird es auch keine herumliegenden Bierflaschen und klebrigen Bänke geben, sondern eine ordentliche, saubere Ossi-Atmosphäre.«

Kein Wunder, daß das Weißenseer Bezirksamt das Buschhaus- Konzept »prinzipiell« unterstützt. Da das Discogebäude in der Buschallee aber noch der Treuhand gehöre und zudem mitten im Wohngebiet liege, stehen nach Auffassung des Planungsbeauftragten Andreas Ulbricht die Chancen auf Umsetzung schlecht.

Der Beamte denkt allerdings an eine Aufsplitterung: Die Disco solle in den leerstehenden Kultursaal eines Industriebetriebes einziehen, für die Jugendsozialarbeit fänden sich kleinere Räume in einem Wohngebiet. Ulbricht versprach, den Buschhaus- Leuten sowohl bei der Standortsuche zu helfen als auch sämtliche Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung noch vor den Wahlen zu prüfen. ms

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