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750.000 Tote durch „atomares Feuer“

■ „Ärzte gegen den Atomkrieg“ beziffern Opfer der Atomenergie/ „Berliner Erklärung“ fordert Vernichtung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2000 und Atom-Ausstieg „ohne Wenn und Aber“

Berlin (dpa) — Seit Inbetriebnahme des ersten Atomreaktors vor genau 50 Jahren sind weltweit mindestens 750.000 Menschen durch das „atomare Feuer“ gestorben. Die Bilanz sei weit schrecklicher als dies der Öffentlichkeit bisher bewußt ist, sagte Dr. Till Bastian, Vorstandsvorsitzender der deutschen Sektion der Internationalen Vereinigung „Ärzte gegen Atomkrieg“ am Sonntag zum Abschluß ihres 10. Jahreskongresses in Berlin.

So seien bisher allein in Hiroshima und Nagasaki 300.000 Atomopfer registriert worden. Etwa 400.000 Krebstote sind nach Angaben Bastians auf die seit 1945 stattfindenden Atomtests zurückzuführen.

Die Überwindung des Kalten Krieges hat die weltweite atomare Bedrohung noch lange nicht gebannt, heißt es in der „Berliner Erklärung“, die die fast 3.000 Ärzte, darunter 500 aus Ostdeutschland, am Sonntag verabschiedeten. Nur ein Bruchteil der vorhandenen Atomwaffen sei bereits verschrottet, heißt es darin.

Zehntausende von Nuklearwaffen entglitten in der zerfallenden Ex- Sowjetunion mehr und mehr jeglicher verläßlicher Kontrolle. Hinzu komme schließlich noch die neu entstandene Gefahr, daß der verdeckte Handel mit atomarer Technologie und waffenfähigem Nuklearmaterial die Zahl der derzeit elf Atommächte „bedrohlich“ anwachsen lassen könne.

Aufgrund dieser neuen Gefahren fordern die Ärzte in ihrer Erklärung eine schrittweise Vernichtung aller Atomwaffen bis zum Jahre 2000. Zudem verlangen die Mediziner einen Ausstieg aus der Kernenergie „ohne Wenn und Aber“. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, kündigte Bastian die Gründung eines „Anti-Atom-Forums“ im Mai an. In Kooperation mit anderen Friedens- und Ökologiebewegungen soll in Deutschland dann eine neue Initiative mit dem Ziel gestartet werden, in jedem Jahr drei Kernkraftwerke stillzulegen.

Als „potentiell schrecklichste aller Massenvernichtungswaffen“ sieht die Vereinigung „Ärzte gegen Atomkrieg“ künftig das zunehmende Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd sowie die weltweit voranschreitende Umweltzerstörung an.

Der deutschen Sektion von „Ärzte gegen Atomkrieg“, die in Berlin ihren ersten gesamtdeutschen Kongreß ausrichtete, hat in diesen Tagen ihr 10.000. Mitglied aufgenommen. Weltweit gehören der Vereinigung mehr als 200.000 Ärzte aus 78 Ländern an.

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