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Drei IRA-Bomben in 48 Stunden

■ Intensivierung der IRA-Kampagne zu britischen Parlamentswahlen befürchtet

Dublin (taz) — Nachdem die Irisch- Republikanische Armee (IRA) am Wochenende innerhalb von 48 Stunden drei Bomben in London gelegt hat, befürchten britische Politiker, daß die IRA ihre Kampagne im Vorfeld der Unterhauswahlen noch intensivieren wird. Darauf deutet auch die am Sonntag in Dublin veröffentlichte IRA-Presseerklärung hin. Darin heißt es: „Während die britische Regierung vor den Parlamentswahlen steht, werden unsere Freiwilligen sie zwingen, die Besetzung eines Teils unseres Landes auf die politische Tagesordnung zu setzen.“

Am Sonntag fanden Fahrgäste eine Bombe auf dem Londoner Bahnhof White Hart Lane, die entschärft werden konnte. Doch das Pokal- Halbfinale im benachbarten Fußballstadion zwischen Tottenham Hotspurs und Nottingham Forest mußte um eine Stunde verschoben werden, während Scotland Yard die Tribünen nach weiteren Bomben absuchte.

Bereits am Freitag waren 28 Menschen bei einem Anschlag auf den Bahnhof London Bridge verletzt worden. Einen Tag später explodierte eine Bombe in der Nähe der Staatsanwaltschaft in High Holborn. Dabei wurde eine Frau leicht verletzt. An beiden Tagen kam der Verkehr im Zentrum der englischen Hauptstadt stundenlang zum Erliegen. Innenminister Kenneth Baker will nun im Eilverfahren vom Parlament eine Gesetzesänderung verabschieden lassen, damit Wahlkandidaten ihre Privatadressen nicht mehr veröffentlichen müssen. Unterdessen verhandelte Nordirlandminister Peter Brooke gestern in Belfast mit den Vorsitzenden der vier nordirischen Parteien darüber, wann und wo die Mehrparteiengespräche über eine Lösung des Nordirlandkonflikts wiederaufgenommen werden sollen. Darauf hatten sich die Beteiligten am Freitag überraschend geeinigt.

Sinn Fein, der politische Flügel der IRA, ist von den Gesprächen ausgeschlossen. Die unionistischen Parteien haben angekündigt, daß sie die Verhandlungen im Fall eines Regierungswechsels im April sofort abbrechen werden, da die Labour Party „für die irische Vereinigung“ eintreten werde.

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