: Wahlkampfhelfer Möllemann
Wirtschaftsminister in Südafrika: „Unterstützen Sie das Referendum“ ■ Von Willi Germund
Johannesburg (taz) — Vorbei sind die Zeiten, da Südafrika wegen seiner Apartheid-Politik geächtet wurde: Mit Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann besuchte erstmals seit vielen Jahren ein Mitglied des engeren Kabinettskreises Pretoria. Möllemann war auch der erste Staatsbesucher am Kap, seit de Klerk verkündete, daß er am 17. März seinen Reformkurs in einem der weißen Minderheit vorbehaltenen Referendum absegnen lassen will. Möllemann: „Soweit man das als Ausländer darf, will ich mich hier dafür einsetzen.“
Wie weit man als Ausländer darf, ist eine Frage der Interpretation. Möllemann glaubte — zum Entzücken der südafrikanischen Regierung — viel zu dürfen. „Unterstützen Sie das Referendum“, forderte er am Freitag abend bei einem Gala- Bankett der Deutsch-Südafrikanischen Industrie- und Handelskammer in der Wirtschaftsmetropole mehr als 600 Gäste auf. Die Luftwaffenmaschine war am Donnerstag kaum ausgerollt, da hatte er bereits der lokalen Presse verkündet: „Wenn die Nein-Befürworter beim Referendum gewinnen, wird es aus dem Ausland keine Investitionen mehr geben.“ Der Auftritt fügt sich in Pretorias Wahlkampfkonzept: Wenn das Referendum scheitere, würde dies für Südafrika die Rückkehr in die Isolierung bedeuten.
Nicht nur beim Referendum herrschte eitel Einigkeit zwischen De Klerk und seinem Bonner Besucher. Möllemann hatte den ANC kritisiert, weil aus seinen Reihen immer noch unterschiedliche Äußerungen über die zukünftige Wirtschaftspolitik kommen. „Wir können Ihnen versichern“, erklärte dagegen de Klerk, „daß wir uns immer dafür einsetzen werden, ausländischen Investoren jede Sicherheit zu bieten.“ Ein Satz, der gegenwärtig niemanden überzeugen kann — denn die ungewisse politische Zukunft und vor allem die politische Gewalt, die von Teilen der südafrikanischen Sicherheitskräfte geschürt wird, sprechen vorläufig eine allzu deutliche Sprache.
Selbst Möllemann scheint wenig Vertrauen in die „Kräfte des Marktes“ zu besitzen, wenn es um die Überwindung der Apartheid geht. Bei Mitgliedern der Deutsch-Südafrikanischen Handelskammer versuchte er es mit Anreizen. Wer in Zukunft verstärkt schwarze Arbeitnehmer ausbilde, sagte er, könne mit Zuschüssen aus Bonn rechnen.
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