piwik no script img

Farben aus dem Sack: Gisela Genthner/Helga Schröder/Edeltraut Rath

Wie aus fremden Kulturen wunderliche Impressionen zweier Malerinnen wurden, sehen Sie ab übermorgen im Überseemuseum unterm Titel „Seh-Stücke“. Gisela Genthner aus Berlin ließ sich in Neuseeland von den geschnitzten Holztafeln und Holzpfählen der einheimischen Maori inspirieren, von den figürlich dargestellten Menschen und Gottheiten sowie den Reihungen der Pfähle. Viele ihrer Arbeiten sind in Schwarz-Weiß gehalten, die langen Papierbahnen reflektieren die räumliche Gestaltung der Maori-Häuser und erhalten den Charakter einer Installation.

Helga Schröder aus Bremen bezieht sich auf Mythen der minoischen Kultur. Ihr zentrales Thema ist die Mutter-, Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Dreiteilige Bild- und Schriftbahnen assoziieren die erlebten Landschaftsräume und Landschaftsstrukturen Kretas. Der Aufenthalt in Ägypten machte sie mit den Hieroglyphen und dem alten Material Papyrus vertraut; Papierbahnen, rhythmisch geprägt, raumgreifend und frei im Raum schwebend, bestimmen die Auseinandersetzung mit der Kultur und ihrem Weiterleben in gegenwärtigen Erscheinungsformen.

Ab 8. März im Übersee-Museum, Eröffnung um 11 Uhr.

Edeltraut Rath zeigt vom 8. März bis 1. April „Neue Arbeiten auf Papier“ im Atelierhof, Alexanderstr. 9b. Die Künstlerin studierte an der Kunstschule Bremen und arbeitete u. a. fünf Jahre künstlerisch mit Behinderten in der Stiftung Waldheim Cluvenhagen.

Sie benutzt aufgeschnittene Papiersäcke, auf die sie Dispersions- und Acrylfarben in mehreren Schichten wässrig aufträgt. Die verdünnte Farbe trocknet auf der kreppartigen Materialität der Futtersäcke in unterschiedlichen Strukturen, transparent und auch deckend. Das Papier zieht sich zum Teil zusammen und dehnt sich an anderen Stellen aus, so entsteht zudem eine leicht reliefartige Oberfläche.

Der Kreis, als Ganzheitssymbol und vollkommene geometrische Figur, vermittelt das Bild von Kreislauf: Kreislauf der Gestirne, der Naturrhythmen, des Lebens. Die Farben Blau und Braun, die sie oft verwendet, beziehen sich auf diesen Bildinhalt. Die Farbe Blau, hier das häufig verwendete Ultramarinblau, entwickelt das Element der Ruhe, Innerlich- und Unendlichkeit. Braun assoziiert Erdhaftigkeit und Naturnähe.

Der Prozeß der stetigen Veränderung und Bewegung wird in einigen Arbeiten auch durch die an den Bildrand gemalte Perforierung, ähnlich wie wir's von Filmstreifen kennen, betont.

Eröffnung am 8. März um 14 Uhr, Atelierhof Alexanderstraße. MaGa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen