Nachgefragt: "Ich bin für die Bremer Lösung"

Soll der Vulkan die ostdeutschen Werften kaufen? Die taz sprach mit dem Bremer Wirtschaftssenator Claus Jäger.

taz: Herr Jäger, Ihr liberaler Ministerkollege in Mecklenburg-Vorpommern, Conrad-Michael Lehment, ist gegen die Übernahme ostdeutscher Werften durch den Vulkan. Wie stehen Sie dazu?

Claus Jäger:Ich habe dem Kollegen Lehment gesagt, daß nach unseren Erfahrungen im Werftenverbund zur Überwindung der Strukturkrise der Werften die Verbundlösung die bessere ist, weil sie Synergie-Effekte nutzen kann.

Im Vordergrund bei diesem Problem stehen aus ostdeutscher Sicht die Arbeitsplätze. Glauben Sie, daß der Vulkan Arbeitsplatzgarantien einlösen kann?

Der Vulkan hat ein Angebot abgegeben auf Grund einer Forderung der Treuhand. Das muß man noch einmal deutlich sagen. Die Treuhand hatte für sich entschieden, daß eine Gesamtlösung für Wismar, Rostock und Warnemünde gefunden werden sollte. Der Vulkan war der einzige, der so ein Komplett-Angebot abgegeben hat. Die Treuhand hat auch Arbeitsplatzgarantien gefordert, und meines Wissens hat der Vulkan das in seinem Angebot berücksichtigt.

Ein Argument gegen den Vulkan entsteht aus der Tatsache, daß man nicht weiß, wer eigentlich die Aktien hält. Teilen Sie die Skepsis?

Da kann ich nicht für Aufklärung sorgen. Ich weiß auch nicht, welche Aktionäre der Bremer Vulkan hat...

Teilen Sie denn die Bedenken?

Ich kann nur sagen, Bremen hat erfreulicherweise keine Beteiligung daran. Ich weiß nicht, ob man daraus Bedenken ableiten kann, denn wir fragen ja auch bei anderen Unternehmen nicht, wer die Aktionäre sind. Ich kann Lehment verstehen, aber ich sage aus Bremer Sicht: Gesamtlösungen sind die bessere Chance, um überhaupt bestehen zu können. Wenn wir den Werftenverbund nicht gemacht hätten, dann gäbe es in Bremen kaum noch eine große Werft.

Stehen hier Bremer Interessen zu liberalen Interessen in Konkurrenz?

Es gibt hier meines Erachtens nach keinen so großen Unterschied zwischen Bremer und liberaler Seite. Zunächst bin ich selbstverständlich erst einmal auf Bremer Seite, aber wir haben hier aus der Sicht des Landes Bremen nur die Wahl zwischen zwei Alternativen mit unterschiedlich hohem Risiko, beide sind sie riskant. Wenn modernste Werftarbeitsplätze in Mecklenburg geschaffen werden, letzter, technologischer Stand, und gleichzeitig zu erwarten ist, daß der traditionelle Marktanteil der ostdeutschen Werften im Ostblock wegfällt, dann ist in jedem Fall das Risiko, daß diese Kapazitäten in einen internen Wettbewerb mit anderen Plätzen in Deutschland treten, und auf dem Weltmarkt konkurrieren. Das ist auch ein Risiko für jetzige Arbeitsplätze auf Bremer Werften. Dann sollte schon lieber eine Bremer Werft einsteigen, damit wir Gemeinsamkeiten und Zusammenarbeiten nutzen können, die wir bei anderen Lösungen nicht haben. Deshalb bin ich hier für die Bremer Lösung. Was das liberale, also das ordungspolitische angeht: Es gibt in dieser Branche keinen Markt. Deshalb kann man mit der reinen Lehre der Marktwirtschaft nicht an diese Frage herangehen. Fragen:mad