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Daten-Gemauschel um Ansprüche von Alteigentümern in Berlin Mitte

Berlin (afp) - Die Anschriften von mindestens eintausend Alteigentümern und Anwälten, die Rückübertragungsansprüche auf Immobilien im Berliner Bezirk Mitte gestellt haben, sind offenbar unter Mißachtung des Datenschutzes an Maklerbüros weitergegeben worden. Die 'Berliner Morgenpost‘ berichtet in ihrer Dienstagausgabe, die Adressenlisten seien „direkt aus der Berliner Finanzverwaltung“ in die Hände der Immobilienhändler gewandert. Der Datenschutzskandal könnte den gesamten Rückübertragungsvorgang von Häusern und Grundstücken im Ostteil der Stadt auf nicht absehbare Zeit lahmlegen, schreibt das Blatt. Der Leiter des zuständigen Landesamtes zu Regelung offener Vermögensfragen (Larov), Arno Wegener, kündigte dienstrechtliche Ermittlungen gegen Mitarbeiter seiner Behörde an. Der Berliner Finanzsenator Elmar Pieroth erstatte Strafanzeige gegen Unbekannt. Die Staatsanwaltschaft sei schon am Montag informiert worden.

Diese Maßnahmen könnten zur zeitweiligen Schließung des EDV- Bereichs des Landesamtes im Ostteil Berlins führen. Ohne Zugang zu den Datenbänken könnten weder Bescheide für Investitionsvorhaben noch für Rückübertragungen ausgestellt werden, sagte Wegener. Als mögliche Quelle der Indiskretionen käme aus seiner Sicht auch die Karteikarten-Datei seines Amtes in West-Berlin in Frage. Die Adressenlisten sind in Berliner Maklerkreisen deshalb so begehrt, weil Alteigentümer derzeit bei verlockenden Kaufangeboten vermögensrechtliche Ansprüche lieber abtreten, statt auf die langwierige Abwicklung zu warten.

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