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NEU IM KINO: „Die Spur führt zurück“ Zurück in Chinatown

Korruption, Gier, Inzest und Mord — es gibt kaum einen Film, in dem diese Zutaten so delikat zubereitet worden sind wie in Roman Polanskis „Chinatown“ aus dem Jahre 1974. Jack Nicholsons aufgeschlitzer Nasenflügel hat Filmgeschichte gemacht, und Jake Gittes bildet seitdem zusammen mit Philip Marlowe und Sam Spade das Triumvirat der Privatdetektive.

Nicholson, Drehbuchautor Robert Towne und Produzent Robert Evans wollten schon vor zehn Jahren eine Fortsetzung drehen: mit Towne als Regisseur und Evans in der zweiten Hauptrolle. Nach jahrelangem Gerangel zwischen den beiden übernahm schließlich Nicholson auch die Regie. Der von Filmkennern so heiß erwartete „The Two Jakes“ (dt.: „Die Spur führt zurück“) wurde dann in den USA zu einem der größten Flops des vorletzten Jahres.

Mit der Fortsetzung eines Klassikers aus den Siebzigern kann man in Kansas City die Kids nicht ins Kino locken: Nicholson hatte für seine Rolle in „Batman“ das Vierfache von der Summe kassiert, die „The Two Jakes“ insgesamt einspielte. Dabei macht der Film seinem Vorgänger durchaus keine Schande. Natürlich ist Nicholson kein so guter Regisseur wie Polanski. Auch Autor Robert Towne hat mit „Tequila Sunrise“ gezeigt, daß er seine Scripts inzwischen am stimmigsten selber verfilmen kann. Aber die Hauptsache des Films ist Jake Gittes. Nicholson spielt ihn immer noch so schlitzohrig, nervös und großkotzig wie damals in „Chinatown“.

Mehr als zehn Jahre ist Gittes seitdem älter geworden, das große Geld wird in Los Angeles jetzt nicht mehr mit Wasser, sondern mit Öl gemacht, und so sind in diesem Film nicht mehr Palmen und Orangenhaine, sondern schwarze Ölpumpen zu sehen. Gittes ist der erfolgreichste Schnüffler der Stadt, aber er kann sich nicht von der Vergangenheit lösen.

hierhin den lachenden

Mann (bitte ganz nach

oben, über den Balken

kleben

Die Spur seines neuen Auftrags führt Jake zurück zu den Vorkommnissen in Chinatown, und das Skript verwebt die beiden Fälle zu einer geschickten Mischung aus Erinnerung und Intrige. Wie damals ist Gittes bald einem perfiden Komplott der Mächtigen auf der Spur, wie damals wird er zusammengestaucht und steht am Ende dumm da. Wilfried Hippen

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