: Die Farbe Gelb
■ Südafrikanische Ärztin soll Krabbe entlasten: Urin war nicht einfarbig — Donike: War er doch
Berlin (dpa/taz) — Die Indizienkette gegen die der Manipulation von Dopingproben beschuldigten Katrin Krabbe, Grit Breuer und Silke Möller bröckelt. Die südafrikanische Ärztin Dr. Ellen Bindemann hat laut 'Bild‘-Zeitung Zweifel angemeldet, daß die Urinproben der drei vom DLV suspendierten Neubrandenburger Sprinterinnen identisch gewesen seien. „Die Urinproben von Katrin Krabbe, Grit Breuer und Silke Möller waren nicht identisch — zwei waren dunkel, eine hell“, erinnert sich die 33jährige Ärztin für die Boulevardzeitung. Sie hatte die Urinabnahme beim Trainingslager in Stellenbosch beaufsichtigt. Ellen Bindemann könnte mit ihrer Aussage, falls sie sie vor dem Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) glaubhaft versichern würde, für eine spektakuläre Wende im Fall Krabbe sorgen.
Nach dem Bericht der Narkose- Ärztin habe die Kontrollprozedur an einem Vormittag im Stadion von Stellenbosch stattgefunden. „Die Mädchen waren nervös. Ich ging mit jeder einzelnen auf die Toilette“, schildert Ellen Bindemann die Details, „alle drehten den Wasserhahn auf, um die Blase zu stimulieren.“ Danach hätten sie der Ärztin die gefüllten Fläschchen gegeben. Einen Manipulationsversuch der drei Frauen — speziell die Möglichkeit, mit dem Fingernagel einen in der Vagina versteckten Urinbeutel aufzuritzen — hält sie nicht für wahrscheinlich. „Nein, einen solchen Betrug hätte ich bemerkt. Hundertprozentig kann ich natürlich nicht ausschließen, daß auf andere Art manipuliert wurde. Aber nach meiner Meinung lief alles korrekt“, erklärte sie. Aufgefallen sei der Ärztin jedoch die „dunkle Färbung in zwei Reagenzgläsern“, während das der dritten Athletin „viel heller“ gewesen sei.
Der Kölner Dopingkontrolleur Manfred Donike, der die in Südafrika genommenen Proben der drei Athletinnen untersucht und absolut identische Werte festgestellt hatte, erklärte gegenüber 'dpa‘, es habe keine farblichen Unterschiede gegeben. „Wenn Urin mit verschiedenen Farben in Südafrika abgeschickt wurde, frage ich mich, warum er einfarbig angekommen ist.“ Zugleich verwies Donike darauf, daß in Stellenbosch vier Dopingproben abgenommen und nach Deutschland geschickt wurden. Bei dem vierten Dopingtest handelt es sich wahrscheinlich um den von 800-m-Europameisterin Sigrun Grau, der negativ war. Donike räumte ein, daß „ein heller und ein dunkler Urin“ nicht identisch sein können. Der DLV verwies am Donnerstag darauf, daß die Äußerungen von Ellen Bindemann „den Feststellungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und der Stellungnahme des Südafrikanischen Verbandes für die Kontrolleure“ widersprechen. Am Dopingtest der deutschen Trainingsgruppe in Stellenbosch seien nach Aussage von DLV-Generalsekretär Jan Kern vier Kontolleure beteiligt gewesen.
DLV-Rechtswart Norbert Laurens hatte bei seiner Untersuchung am Kap nicht mit der Ärztin sprechen können, da diese bereits nach Kanada zu einem Praktikum abgereist war. „Herr Laurens konnte sie nicht finden, weil sie nicht da war“, merkte DLV-Generalsekretär Jan Kern. Warum sich der DLV nicht des modernen Kommunikationsmittels Telefon bedient hat, bleibt indes unklar. Ebenso eigentümlich erscheint der Umstand, daß sich die händeringend gesuchte Frau Bindeman erst jetzt, wo 'BILD‘ an sie herantrat, an die komische Urin- Farbe erinnert. miß
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