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„Zuhause muß sie noch immer die Pantoffeln...“

■ Demo zum Internationalen Frauenkampftag

„Lieber lebendig als normal“ hatten sich die Lesben auf ihre Plakate geschrieben. Offensiv zeigten sie sich bei der Frauendemo zum „internationalen Frauenkampftag“. „Es müßten nur viel mehr sein“, meinte eine der Fahnenträgerinnen. Denn nur wenige würden sich auch dazu bekennen, lesbisch zu sein. Der Frauentag bietet dabei eines der wenigen Foren, öffentlich aufzutreten. Schließlich würden lesbische Frauen immer noch in allen gesellschaftlichen Bereichen nicht nur diskriminiert, sondern vor allem ignoriert: Undenkbar, daß Lehrerinnen sich bekennen.

Doch nicht nur lesbische, auch autonome und ausländische Frauen zogen gestern nachmittag im gut 100 frau starken Demonstrationszug vom Ziegenmarkt durch die Innenstadt. „Es lebe der internationale Kampf der Frauen“, hatten sich die Türkinnen von Devrimci Sol auf die Fahne geschrieben. Sie waren jedoch überrascht und auch enttäuscht, daß die deutschen Frauen ihre Männer nicht mitdemonstrieren lassen wollten. „Wir können die Gleichberechtigung der Frauen nur mit den Männern und nur im Kampf um den Sozialismus erreichen“, meinten die Frauen, die sich selbst als „revolutionäre Linke“ bezeichnen.

Die Ausländerinnen stellten rund die Hälfte der Demonstrantinnen. Enttäuschend war für sie das mangelnde Engagement der Deutschen: „Gerade wo der Muttertag hier so hochgespielt wird.“ Dabei würden durch jenen vermeintlichen Frauentag doch all jene Frauen diskriminiert, die keine Mütter sind. Durch rumsitzen werde aber nichts verändert. Das sei in der Türkei genauso: Ein Muttertag, der übertrieben wird, und eine Emanzipationsbewegung, die die „Freiheit“ bringe, sich Schminke auftragen zu dürfen. „Wenn die Zuhause sitzen, ist es überall gleich: Dann muß die Frau dem Mann die Pantoffeln bringen.“ ra

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