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Armee greift Osijek an

■ Heftigster Angriff seit der Waffenruhe vom 3. Januar/ EG vermittelt im Streit um Bosnien-Herzegowina

Zagreb (afp) — In der ostslawonischen Stadt Osijek sind in der Nacht zum Sonntag sieben Menschen ums Leben und 28 weitere verletzt worden, meldeten der kroatische Rundfunk und das Fernsehen. Es habe sich um den „heftigsten Angriff der jugoslawischen Bundesarmee“ auf Osijek seit Inkrafttreten des Waffenstillstands am 3. Januar gehandelt. Am Samstag abend seien die Verteidigungslinien der Stadt mehrere Stunden lang beschossen worden. Der Angriff sei bis nach Mitternacht fortgesetzt worden. Die jugoslawische Bundesarmee habe das Stadtzentrum und südliche Stadtteile unter Mörser- und Granatenbeschuß genommen, meldete am Sonntag die kroatische Nachrichtenagentur 'Hina‘. Auch das Krankenhaus der Stadt, das unter dem Schutz des Internationalen Roten Kreuzes steht, sei von mehreren Granaten getroffen worden.

Die Europäische Gemeinschaft hat am Sonntag in Brüssel ihre Vermittlungsversuche im Konflikt um die jugoslawische Republik Bosnien- Herzegowina fortgesetzt. Die vierte Gesprächsrunde mit den Führern der moslemischen Mehrheit und der Minderheiten der Serben und Kroaten fand hinter verschlossenen Türen statt. Die EG schlägt vor, Bosnien in den heutigen Grenzen vom Rest Jugoslawiens abzuspalten und den einzelnen Völkern weitgehende Selbstverwaltung zu geben. Über eine Anerkennung der Teilrepublik will die EG erst im April entscheiden.

Eine Lösung des Konflikts gestaltet sich schwierig, weil die Serben und Kroaten den Anschluß ihrer Siedlungsgebiete an die jeweilige Mutterrepublik anstreben. Die Moslems wiederum sehen schon in einer weitgehenden Selbstverwaltung der einzelnen Volksgruppen eine Vorstufe zur tatsächlichen Zerstückelung der Republik. Für heute werden in Brüssel nach zweimonatiger Pause erneut die Präsidenten aller jugoslawischen Teilrepubliken zur EG- Friedenskonferenz erwartet. Den Vorsitz führt Lord Carrington, der sich vergangene Woche in Belgrad und Sarajevo aufhielt, um gleichzeitig mit der Entsendung von UNO- Friedenstruppen die Vermittlung der EG wieder zu aktivieren.

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