: Olympia-Vertrieb verkauft
■ Betriebrat stocksauer, Käufer unseriös?
Der Essener Unternehmensberater Jürgen Sievers (48) wird das inländische Vertriebs- und Kundendienstnetz der AEG-Olympia Office GmbH (Wilhelmshaven) erwerben. Nach dem Auslaufen der Büromaschinenproduktion am norddeutschen Standort Roffhausen Ende 1992 soll die neue Gesellschaft mit dem Namen „Olympia Office GmbH“ bundesweit 525 Personen (davon 210 in Roffhausen) beschäftigen. Der Umsatz wird auf jährlich 350 Millionen DM beziffert, teilte die AEG AG am Dienstag in Frankfurt mit.
Der Betriebsrat der AEG ist stocksauer über den Verkauf und spricht von einem Skandal. AEG und Konzernmutter Daimler hätten sich offenbar eine „windige Alibi-Adresse“ für einen Rückzug aus der Verantwortung besorgt.
Der Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung, Holger Ansmann, sagte in einer ersten Stellungnahme, für das Vertrauen der Kunden sei auch in Zukunft der Name AEG/Olympia und die dahinterstehende Weltfirma wichtig. Sievers könne nicht als solvente und kompetente Adresse gelten.
Zweifel an der Seriosität des Geschäfts wecke auch die Tatsache, daß der Käufer monatelang auf Kosten des Unternehmens als Berater gearbeitet habe und jetzt als Käufer mit einem nicht genannten Kaufpreis auftrete.
Die bislang noch in Wilhelmshaven produzierten elektronischen Schreibmaschinen werden künftig aus Mexiko bezogen. Dort werden bislang schon neben mechanischen auch elektronische Schreibmaschinen montiert. Das Sortiment der neuen Gesellschaft soll neben Schreibmaschinen, Kopierern, Telefaxgeräten, Diktiergeräte sowie Taschenrechner umfassen, die von Fremdherstellern bezogen werden.
Jürgen Sievers, der in Essen eine Unternehmensberatungsfirma hat, ist bereits seit August als Berater für AEG bei dem geplanten Ausstieg aus dem Büromaschinengeschäft tätig. Über den Kaufpreis wollte sich AEG nicht äußern. Es hieß lediglich, der Kapitalbedarf von etwa 100 Millionen DM soll zu 20 Prozent durch Eigenkapital und zu 80 Prozent durch Fremdkapital gedeckt werden. dpa
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