Teamgeist erschreckt Schweden

■ Die deutschen Tischtennis-Herren gewannen das erste Finale der Europaliga gegen Schweden mit 4:2

Hannover (dpa) — 5.000 Zuschauer feierten in der ausverkauften Stadionsporthalle von Hannover das glanzvolle 4:2 der deutschen Tischtennis-Herren gegen Weltmeister Schweden im ersten Europaliga- Endspiel. Jörg Roßkopf, Steffen Fetzner (beide Düsseldorf) und der Lübecker Peter Franz hatten die schwedischen Individualisten mit einer perfekten Teamleistung in Schach gehalten.

„Jeder hat einen Punkt beigetragen. Auch Peter Franz ist mit dem Druck fertig geworden. Das spiegelt den Mannschaftsgeist wieder und wirkt sich positiv auf die Europameisterschaft in Stuttgart aus“, sagte Jörg Roßkopf.

Dagegen brachte Cheftrainerin Eva Jeler vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) eine persönliche Note ins Spiel: „Fast mehr noch als das 4:2 hat mich das Spiel von Roßkopf unglaublich beeindruckt. Er ist jetzt nicht mehr in der Nähe der Weltspitze, er ist absolute Weltspitze.“

Dieser Personenkult überraschte. Denn der Weltranglisten-15. Roßkopf, der im Vorjahr beim 5:2 gegen die Schweden an gleicher Stelle noch an vier der fünf Siegpunkte beteiligt war, mußte diesmal nicht wie so oft den Alleinunterhalter spielen. „Bei einer schnellen Führung springt der Funke über und wir haben eine Chance“, hatte Roßkopf vorher angekündigt.

Gesagt, getan. Der fünfmalige Deutsche Meister gewann das Auftakteinzel mit mutigen Schlägen 21:10, 22:20 gegen Einzelweltmeister Jörgen Persson. Es war der erste Erfolg des Düsseldorfers nach einer langen Niederlagenserie gegen den Bundesligastar des ATSV Saarbrücken, der allerdings weit unter seinen Möglichkeiten spielte.

Die anschließende 1:2-Niederlage von Steffen Fetzner gegen Ex- Weltmeister Jan-Ove Waldner brachte die deutsche Mannschaft nicht aus dem Konzept. Peter Franz gewann mit spektakulären Bällen in seinem 16. Länderspiel 21:18, 21:17 gegen den Olympiadritten Erik Lindh. „Das war ein wichtiger Punkt“, freute sich Teamcoach Zlatko Cordas.

Der gewiefte Taktiker hatte die Ex-Weltmeister Roßkopf/Fetzner auch im Doppel richtig eingestellt. Das Düsseldorfer Duo besiegte erstmals in seiner Karriere die schwedische Kombination Persson/Lindh in drei Sätzen 21:17, 16:21, 21:18 und holte dabei im dritten Durchgang einen 5:10-Rückstand auf.

Nach dieser Niederlage war der Widerstand der Skandinavier allerdings noch nicht gebrochen. Roßkopf verlor sein zweites Einzel mit 0:2 gegen Waldner, doch Fetzner holte trotz einer Erkältung mit 18:21, 21:16, 21:12 gegen Lindh den entscheidenden vielumjubelten vierten Punkt. Es war der vierte Erfolg im 16. Europaligaspiel gegen die Skandinavier.

Trotz aller Klagen über die Terminhatz rissen sich die DTTB-Aktiven erneut zu einer spielerisch und kämpferisch überzeugenden Leistung zusammen. Während der schwedische Cheftrainer Anders Thunström die noch nicht erreichte Bestform seiner Weltmeister vier Wochen vor der Stuttgarter EM anführte, freute sich DTTB-Sportwart Eberhard Schöler: „Unsere Spieler und ganz besonders Jörg Roßkopf verkraften den Dauerstreß besser als im Vorjahr. Ihre Belastbarkeit ist größer geworden. Das wirkt sich positiv auf das Selbstbewußtsein aus.“

„Die Schweden haben Respekt vor uns. So locker wie früher können sie nicht mehr spielen“, sagte DTTB- Teamcoach Zlatko Cordas im Hinblick auf das Rückspiel am 17.März in Olofström. „Dort gewinnen wir 4:0, 4:1 oder 4:2“, kündigte Persson an. Auf eines kann der blonde Weltmeister in der südschwedischen 1.000-Seelen-Gemeinde dann aber nicht bauen. „Wir sollten eigentlich immer in Hannover spielen. Ohne eure Unterstützung hätten wir das nicht geschafft“, bedankte sich Steffen Fetzner bei den stimmgewaltigen Zuschauern.