: Prozeß gegen Studenten in Kamerun
Berlin (taz) — Knapp zwei Wochen nach den ersten freien Parlamentswahlen in Kamerun, die von einem Großteil der demokratischen Opposition boykottiert wurden, verschärft sich das politische Klima in dem zentralafrikanischen Staat. Heute soll der Prozeß gegen den Studentenführer Senfo Tonkam beginnen, Ehrenpräsident der Studentengewerkschaft der Universität Jaunde, der im November festgenommen wurde und seither ohne Anklage in Haft saß. Mangels konkreter Vorwürfe ist als einzige Beschuldigung in dem aufwendig vorbereiteten Prozeß die der „Fälschung eines Studentenausweises“ übriggeblieben. Bereits am Samstag war der Führer der kamerunischen Sozialdemokraten, John Fru Ndi, zusammen mit anderen Politikern bei einem politischen Treffen kurzfristig verhaftet worden.
Das Vorgehen gegen politische Gegner hat offenbar mit der Angst der Regierung vor einem drohenden Machtverlust zu tun. Nach dem endgültigen Wahlergebnis erhält die bisher als Staatspartei regierende „Demokratische Sammlung des Kamerunischen Volkes“ (RDPC) nur 88 der 180 Parlamentssitze und verfehlt damit knapp die absolute Mehrheit. Die „Nationale Union für Demokratie und Fortschritt“ (UNDP), mit 68 Sitzen zweitstärkste Partei, hat nun mit anderen Oppositionsparteien Sondierungen über die Bildung einer Koalitionsregierung aufgenommen. Sollten diese erfolgreich sein, so UNDP-Vorsitzender Bello Bouba Maigari, werde eine Regierung gebildet und eine Nationalkonferenz aller Parteien zur Diskussion grundsätzlicher politischer Reformen einberufen werden. D.J.
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