piwik no script img

„Wildwasser“ jetzt auch in Verden

■ Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Kinder füllt Lücke

Eine „Wildwasser“-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat jetzt im Landkreis Verden ihre Arbeit aufgenommen. Im rot-grün geführten Verdener Kreistag war 1991 auf Initiative des Vereins „Wildwasser-Landkreis Verden“ die Finanzierung der Beratungsstelle beschlossen worden.

Die Einrichtung gehört zu den 25 vom niedersächsischen Frauenministerium geförderten Projekten gegen sexuellen Mißbrauch von Mädchen und Frauen. Aus Hannover kamen 20.000 Mark für die Ersteinrichtung. Der Landkreis hofft, daß auch ein Teil der jährlichen Betriebskosten von 200.000 Mark vom Schoppe-Ministerium übernommen wird. In der Verdener Beratungsstelle teilen sich zwei Psychologinnen und eine Sozialpädagogin zwei feste Stellen. Die Ausweisung von ABM-Stellen war von Kreistag und Trägerverein übereinstimmend abgelehnt worden.

Längere Auseinandersetzungen hatte es im Vorfeld unter den Vereinsfrauen und mit den PolitikerInnen darüber gegeben, ob von den Beratungsstellen ausschließlich Mädchen betreut werden sollten. Da „Wildwasser Verden“ die einzige Beratungsstelle in der gesamten Region ist, kam man überein, die Einrichtung für Kinder beiderlei Geschlechts zu öffnen. Die Kriminalstatistik 1991 weist für den Landkreis Verden 35 angezeigte Fälle von „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ aus, darunter 18 Fälle sexuellen Mißbrauchs von Kindern bis zu 14 Jahren. Die Dunkelziffer müsse aber mit eins zu zehn bis eins zu zwanzig hochgerechnet werden, so Wildwasser-Psychologin Christa Rödel, die vom Bremer Notruf für vergewaltigte Mädchen und Frauen nach Verden wechselte. Der jüngste Klient der Beratungsstelle ist im Vorschulalter. Die Gruppe der Täter reicht vom eigenen Vater bis zum Sporttrainer. rie

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen