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Olympia: Verkauf zurückgezogen

■ Unternehmensleitung war Käufer Sievers zu unseriös

Der Ausstieg des Elektrokonzerns AEG aus der Büromaschinentechnik bedeutet für die Beschäftigten bei AEG Olympia in Wilhelmshaven weitere Zitterpartien. Der erst am Dienstag bekanntgegebene Verkauf des inländischen Vertriebs- und Kundendienstnetzes der AEG Olympia Office GmbH (Wilhelmshaven) wurde am Freitag von AEG überraschend gestoppt. Der bereits ausgehandelte Vertrag mit dem Essener Unternehmensberater Jürgen Sievers (48) wurde „gelöst“, teilte der Elektrokonzern in Frankfurt mit.

Als Grund nannte AEG „die frühere berufliche Tätigkeit“ von Sievers, die erst am Dienstag dieser Woche bekanntgeworden sei. Mit sofortiger Wirkung wurde deshalb auch der seit August bestehende Beratervertrag mit Sievers gekündigt. Ein Sprecher des Unternehmens wollte auf Anfrage keine näheren Angaben über die plötzlich relevant gewordene Vergangenheit des Olympia-Käufers machen.

Der frühere Steuerberater Sievers war von der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Nürnberg 1990 wegen Beihilfe zur Veruntreuung von 1,9 Millionen DM zu 18 Monaten Gefängnis mit Bewährung sowie zur Zahlung von 400.000 DM verurteilt worden. Im Zusammenhang mit dem Konkurs einer Ziegelei im Landkreis Regensburg hatte der beauftragte Konkursverwalter die genannte Summe für sich abgezweigt und einen großen Teil des Geldes auf das Konto von Sievers überwiesen. Deshalb mußte Sievers auch seine Zulassung als Steuerberater zurückgeben. In einer ersten Stellungnahme reagierte die IG Metall mit den Worten: „Unser Vertrauen ist mißbraucht worden“. Es bestehe aber kein Anlaß, das Ausstiegskonzept über Bord zu werfen. Der gefundene Weg müsse mit anderen Personen fortgesetzt werden.

Nach Darstellung von AEG- Chef Ernst Georg Stöckl will der Elektrokonzern nun zunächst selbst das neue Vertriebs-und Servicekonzept wie vorgesehen umsetzen. Nach dem Auslaufen der Büromaschinenfertigung zum Jahresende am norddeutschen Standort Roffhausen soll die neue Gesellschaft mit 525 Beschäftigten das inländische Vertriebs-und Kundendienstnetz betreuen. Ziel bleibe aber unverändert, das Service-Unternehmen zu veräußern, betonte Stöckl. Entsprechende Verhandlungen mit Interessenten aus der Branche seien im Gange.

Als Indiz für die „soziale Verantwortungslosigkeit“ der Konzernspitze wertete am Freitag der Betriebsrat der Wilhelmshavener AEG/Olympia-Werke den geplatzten Verkauf. Die Arbeitnehmervertretung habe die Unternehmensleitung frühzeitig über ihre Zweifel an der Seriosität des Käufers unterrichtet. Der Vorgang bestätige Befürchtungen, daß der Betrieb mit 2.600 Beschäftigten im Konzern keine bedeutende Rolle spiele. dpa

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