: Lieferte Israel „Patriots“ an China?
Washington/Tel Aviv (taz/wps) — Technische Informationen oder Material des amerikanischen Patriot- Raketen-Systems sollen über Israel nach China gelangt sein. Nach Angaben aus dem Dunstkreis des Weißen Hauses liegt der US-Regierung ein Geheimdienstbericht vor, wonach die israelischen Militärs entsprechende Technologie oder möglicherweise sogar eine ganze Rakete an China weitergeleitet haben sollen.
Israel bekam von den USA die Anti-Raketen-Waffen während des Golfkriegs, mit dem ausdrücklichen Verbot, irgendwelche Teile oder Informationen an Drittländer weiterzugeben. Israel wies die Anschuldigungen energisch zurück. Präsident Bushs Sicherheitsberater Scowcroft soll inzwischen das Verteidigungsministerium angewiesen haben, keinerlei Informationen über den Vorfall durchsickern lassen.
Die Patriot-Raketen sind weltweit die einzigen kriegserprobten Raketenabwehr-Waffen, und amerikanische Militärs befürchten, die Chinesen könnten nun heraustüfteln, wie sie zu bekämpfen ist. China ist einer der wichtigsten Rüstungslieferanten für Syrien und den Iran.
Seit mehr als zehn Jahren gibt es eine strenggeheime militärische Zusammenarbeit zwischen Israel und der Volksrepublik. Ein aktueller Bericht des Patriot-Herstellers „Rand Corporation“ bezeichnet Israel als „Chinas führenden ausländischen Lieferanten von Hochtechnologie“. Demnach soll Israel den Chinesen geholfen haben, Luft-Luft-Raketen, Panzerkanonen, Raketen-Lenksysteme und neue Kampfflugzeuge zu entwickeln.
Der israelische Verteidigungsminister Moshe Arens hält sich momentan in Washington auf, um mit Mitgliedern des US-Kongresses und seinem Kollegen Dick Cheney über die strategische Zusammenarbeit zu reden. In den Gesprächen sollte es auch um den Transfer amerikanischer Waffen im Wert von 700 Millionen Dollar nach Israel gehen. Weiterer Gesprächspunkt war das amerikanisch-israelische Anti-Raketen-Projekt „Hez“, das zum SDI-Programm gerechnet wird.
Auch im Golfkrieg mit den USA verbündete arabische Staaten werden inzwischen mit Patriots beliefert. Nach kuwaitischen Angaben beschloß die US-Regierung jüngst, dem Golfemirat Raketenabwehrwaffen im Wert von 4,5 Milliarden Dollar zu liefern, und auch die Vereinigten arabischen Emirate sollen mit dem Patriot-System bestückt werden. taud/awo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen