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PredigtkritikGut & Böse

■ Brief an die Epheser, Kap.5, Vers 1-8

Es ist immer noch Passionszeit, und so beschäftigen wir uns auch an diesem dritten Passionssonntag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in erster Linie mit jenem großen Opfer, das der Menschheit vor nunmehr 1.992 Jahren dargebracht wurde, das — seinerzeit offenbar unvermeidbar — einem Menschen das Leben kostete und das nun bis auf weiteres die »eschatologische Wende« im Leben der Christenheit darstellen wird. Dieses schwer aussprechliche Wort mit dem kargen Sinn »Endzeit« kommt Pfarrerin Dagmar Bobsin-Dudat nicht eben leicht über die Lippen, und auch die Gemeinde ist sekundenlang regelrecht erschrocken über die intellektuelle Aura des Gesagten. Doch — gottlob! — nach dieser ersten fremdwörtlichen Hürde geht es in gewohnter Ermahnungsrhetorik weiter: Wir alle führen — Gott sei Dank! — ein Leben nach der endzeitlichen Wende, sagt die Frau Pfarrerin, sind von Gott geliebte Kinder und sollen dementsprechend dem Beispiel Gottes folgen. So nachzulesen im Brief an die Epheser, Kap. 5: »So seid nun Gottes Nachfolger als die lieben Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns hat geliebt und sich selbst dargegeben für uns als Gabe und Opfer, Gott zu einem süßen Geruch.« Weil nämlich Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, hat er für alle Menschen die Wende zum Heil vollzogen, hat uns alle zu Kindern Gottes gemacht und ist überhaupt nun der Größte.

»Sicher fragen sich jetzt einige unter Ihnen, woran in dieser Welt denn ablesbar sein soll, daß wir nach der Wende leben«, hebt die Dame auf der Kanzel rhetorisch geschickt zur zweiten Runde an und gibt zu, daß auf diesem Planeten so manches im argen, wenig im Lot und kaum etwas so richtig richtig ist. Trotzdem sollen wir nicht verzagen, sollen uns vielmehr endlich abgewöhnen, immer auf den ersten Schritt der anderen zu warten. Diese immergleiche Argumentation der ewigen Zweifler, in dieser schrecklichen Welt könne es unmöglich einen Gott geben, — ach!, die Frau Pfarrerin mag es nicht mehr hören. Nein! Es ist doch so einfach mit der endzeitlichen Wende: »Wir brauchen uns nur so zu lieben, wie uns Jesus geliebt hat«, erklärt uns Pfarrerin Bobsin- Dudat, und immerhin ist die Nachfolge Christi für uns um so vieles leichter, als es die seinerzeit vollzogene Wende für Jesus war. Kein Leid, keine Passion, kein Kreuzweg für uns. Denn — gottlob! — hat seit Jesu Tod das Gute ein für allemal gesiegt. Weil Jesus damals auf jede Gegenwehr verzichtete, behielt das Gute für immer die Oberhand über das Böse — auch wenn es hier auf Erden zunächst nicht danach aussieht.

So ist das mit dem Glauben. Alles ist immer ein bißchen anders, als es auf den ersten Blick ausschaut. Wir Nachgeborenen müssen einfach nur glauben, was wir nicht sehen — und uns an gewisse Spielregeln halten. Sollen — Gott hilf! — keine losen Reden führen, uns nicht beschwatzen lassen, keine üble Nachrede glauben (auch nicht die über irgendwelche Stasi-Verbindungen). Wenn das alles gemacht ist, können wir dankbar annehmen, was uns Gottes Sohn vor so langer Zeit angeboten hat: Das Licht in der Finsternis, die endzeitliche Wende, den ewigen Sieg des Guten über das Böse. »Denn ihr waret weiland Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn.« Solchermaßen erleuchtet, werden wir dann wohl auch — Vergelt's Gott — die auf Erden unsichtbare eschatologische Wende erkennen. Klaudia Brunst

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