: Bank verwüstet, Bürgerschaft blockiert
■ Bremer Kurden protestierten gegen Krieg in der Heimat / Grüne:Abschiebestopp
Der Krieg in Kurdistan hat gestern Bremen erreicht. In der Nacht zum Montag wurden im Steintor die Filiale der Türkischen Staatsbank und ein türkisches Reisebüro verwüstet und die Schaufensterscheiben von zwei weitern Geschäften eingeschlagen. Am späten Montag vormittag blockierten etwa 150 KurdInnen den Eingang der Bremischen Bürgerschaft. Sie zogen gegen Mittag wieder ab.
Die Filiale der Emlak Bankasi bot gestern dasselbe Bild der Verwüstung wie schon vor zwei Wochen. „Die kriegen hier bald ein Abo“, meinte einer der Glaser, die am Mittag die neue Schaufen
sterscheibe einsetzten. So trocken der Glaser die Situation kommentiert hatte, so gelassen schienen die Bankangestellten. „Wir haben das erwartet“, meinte einer mit gelangweilter Miene.
Gegen Mitternacht waren etwa 40 Männer mit Knüppeln bewaffnet durch das Steintor gezogen und hatten in kürzester Zeit nicht nur die Bankfiliale sondern auch das Reisebüro Öger Tours in seine Einzelteile zerlegt.
Im Vorbeigehen zerschlugen sie noch die Fenster eines weiteren kleinen Reisebüros sowie eines türkischen Nippesladens. Die Polizei konnte nach eigenen Angaben 18 der Täter festneh
men.
Die Festgenommenen seien allesamt Kurden, hieß es. Sie hätten Propagandamaterial der Kurdischen Arbeiterpartei PKK bei sich gehabt.
Am frühen Montag nachmittag besetzten etwa 150 AktivistInnen der Kurdischen Befreiungsfront den Eingang der Bremischen Bürgerschaft. „Bei uns zuhause ist Krieg. Da wird mit deutschen
Bank entglast (links), Protest vor der Bürgerschaft Fotos: Holzapfel
Waffen auf die Bevölkerung geschossen“, erklärte eine Sprecherin. Sie kündigte an, daß die Blockade so lange aufrecht erhalten würde, bis der Bremer Senat gegen das Vorgehen der türkischen Armee protestiert habe. Mit der nächtlichen Aktion hätten die Blockierer nichts zu tun. Gegen Mittag lösten die KurdInnen die Blockade auf und zogen darauf in einer Demonstration
durch das Steintor.
Die Bremer Parteien reagierten kaum auf die Ereignisse. Der Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Walter Ruffler forderte einen Abschiebestop. „In dieser Situation darf es keine Abschiebungen von Kurden aus Bremen in die Türkei geben“, meinte auch die Senatorin für Ausländerintegratin Helga Trüpel.
J.G.
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