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"BIO"Boom im Supermarkt

■ betr.: "Edles Lumpengepunzel", taz vom 16.3.92

betr.: „Edles Lumpengepunzel“ von Klaus-Peter Klingelschmitt, taz vom 16.3.92

Ideeller Überbau macht bekanntlich nicht satt. Gestiegene Mieten, höhere Lebenshaltungskosten und Solidaritätsabgaben zwingen zunehmend auch (ehemalige) Latzhosen, Nicaragua-BrigadistInnen, Müslis und „grüne SpinnerInnen“ — sofern inzwischen nicht gut in Lohn und Brot — in die Supermärkte.

Spätestens mit Fertigstellung des Europäischen Hauses 1993 wird sich der Bevölkerungsteil mit geringerem Einkommen dort aus einem „Bio“- Angebot besonderer Art bedienen können. [...]

Gentechnisch manipulierte Lebens- und Genußmittel ermöglichen es der einkommensschwachen Bevölkerung am Bio-Boom zu günstigen Preisen mit maximalem Risiko für die Gesundheit teilzuhaben.

Ganz besonders unsere Schwestern und Brüder in den neuen Bundesländern werden von diesem Angebot aus der Retorte am ehesten Gebrauch machen (müssen). Dort nämlich soll — nach dem Ergebnis entsprechender Umfragen — die Akzeptanz für derartige Kunstprodukte besonders groß sein.

Diese Entwicklung bedeutet selbstverständlich nicht, daß das Engagement für naturnahen Anbau von Lebensmitteln und artgerechter Tierhaltung ohne Erfolg geblieben wäre; diese Errungenschaften werden mehr und mehr von dem Bevölkerungsteil ohne ideellen Überbau mit höherem Einkommen gebührend geschätzt: Allseits guten Appetit! Ingrid Reinecke, Hamburg

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