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Ost-Berliner Werk zu Tode privatisiert

■ Das Glühlampenwerk Narva wird zur Immobilie/ Osram und Philips bliesen das Licht aus

Berlin (taz) - Das Ost-Berliner Glühlampenwerk Narva ist am Ende. Die Treuhand beschloß gestern, das Werk dem Münchner Immobilienhändler Erhard Härtl zu überlassen. Härtl will zwar die noch verbleibenden 1.080 in der Licht- Produktion Beschäftigten übernehmen, aber das Grundstück im Stadtzentrum zusammen mit einer bayerischen Bank „entwickeln.“ Im einstigen DDR-Vorzeigebetrieb waren vor der Wende 5.000 Menschen beschäftigt. Bei der ersten Privatisierungsphase gelang es den Managern von Siemens/Osram in der Treuhand, Narva auf die Abwicklungsliste zu setzen. Chef Rohwedder ließ das Werk dennoch international ausschreiben — mit wenig Erfolg: Osram schaffte es erneut, andere Lichtquellen-Produzenten von einer Bewerbung um den mittlerweile auf 2.000 Beschäftigte „abgespeckten Betrieb“ abzuhalten. Der japanischen Lampenfirma „Phoenix Electric“ drohte man ganz unverblümt mit „Patentproblemen“. Den Zuschlag erhielten schließlich die Westberliner Immobilienspekulanten der „Klingbeil-Gruppe“.

Diese Verkaufszusage wurde dann jedoch nach massiven Protesten des Narva-Betriebsrates, der Öffentlichkeit und der IG Metall von der Treuhand wieder zurückgenommen. Das Werk wurde erneut ausgeschrieben. Ende Januar gab es sechs ernsthafte Interessenten, vier davon mit industriellen Ambitionen. Siemens/ Osram schickte diesmal Philips vor. Die beiden Elektrokonzerne kooperieren seit den zwanziger Jahren bereits in einem Schweizer Kartell und „Patent-Pool“: International Electrical Association (IEA). Philips schaffte es, sogar den entschlossensten industriellen Investor in letzter Minute umzustimmen. Die Treuhand mußte erneut einem „Immobilien-Entwickler“ den Vorzug geben. Diesmal handelt es sich um die Erhard Härtl Verwaltungs GmbH und Co. KG Betriebs KG aus München, die zusammen mit sechs bayrischen Kleinunternehmen (vom Fensterbau bis zur Autowaschanlage) die verbliebenen 1.080 Beschäftigten auf einen „Narva Technopark“ übernehmen. Dazu stellt ihnen die Treuhand ein Grundstück innerhalb des Berliner S-Bahnrings zur Verfügung. Die Narva-Immobilie im Zentrum der Stadt (100.000 Quadratmeter groß und rund 250 Millionen DM wert) wird von Härtl zusammen mit einer bayrischen Bank „entwickelt“ werden. Der Narva-Betriebsrat stimmte zähneknirschend zu. Härtl garantiert ihm auf drei Jahre den Arbeitsplatz- Erhalt. Im Gegensatz zum geplatzten Klingbeil-Deal vom vergangenen Herbst ist dies zumindest ein „ehrlicher Immobilien-Handel“ und die Marktchancen haben sich seitdem für Narva erheblich verschlechtert, so sieht es jedenfalls der Betriebsrat, den weniger die Firma, sondern vor allem die Arbeitsplätze zu interessieren hat. Helmut Höge

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