: Ein Kaffeeklatsch-Kränzchen
■ Daniel Spoerri hat den Arm gebrochen und wird eine Geschichte erzählen
Am Dienstag traf aus Paris ein großer Alter der internationalen Kunstszene in Bremen ein: Daniel Spoerri, einer der Stars des „Whale-Projekts“ in der „Städtischen Galerie“. In Rumänien aufgewachsen, heute weltweit geschätzt und tätig, kommt der Wa(h)l-Pariser gerade aus Sevilla, wo er für die Expo gearbeitet hat. Seine Objekte — z.B. reichlich im Neuen Museum Weserburg vertreten — konservieren und verfremden gleichzeitig banale Situationen und bringen einfache Gegenstände in einen neuen Zusammenhang.
taz: Haben Sie je mit Walen zu tun gehabt?
Daniel Spoerri: Ja, mit dem Narwal, wegen dem Einhorn. Das Phänomen hat mich sehr fasziniert, daß nur eine Jungfrau das Einhorn berühren darf und es zähmen kann. Doch nur Hainkes Unterbewußtsein weiß, warum wir hier sind. Es ist eine der Spekulationen, aus denen Kunstgeschichte und Weltgeschichte entstehen.
Ist das für Sie eine gewohnte Arbeitssituation?
Nein, normalerweise bin ich viel realistischer. Ich habe ein Projekt und mache eine Ausstellung. Hierher komme ich wegen der alten Freunde, das ist eher ein Kaffee-Klatsch-Kränzchen.
Was war Ihr letztes Projekt?
Gerade fertig — dort habe ich mir den Arm gebrochen, darum habe ich hier Zeit, nichts zu tun — ist der Schweizer-Pavillion für die Expo in Sevilla, ein aufwendiges Projekt, das fast ein Jahr dauerte: Rund um die Restaurantwände des Pavillions habe ich einen Vries von abgegessenen Tischen aufgehängt, mit Geschirr und allem, mit 150 Gedecken — genau so viele, wie im Restaurant Platz haben. In der Mitte steht ein vier Meter hoher Brunnen aus Fleischwölfen.
Und der Arm?
Den brach ich mit beim letzten Diner, ich bin gestolpert. Wahrscheinlich wollte ich mich selbst strafen. Die ganze Expo ist ein Wahnsinn, die Idee einer Weltausstellung ist vorbei, die Welt ist ohnehin schon total vernetzt.
Haben Sie vorher schon von Bremen gehört?
Natürlich. Einer meiner besten Freunde heißt Bremer. Und in Rumänien habe ich als Kind von den Musikanten gehört. Ich war sogar schon eine Stunde lang in Bremen, ich machte in Hamburg ein Bühnenbild für Zadek, für das Wintermärchen. Ich fuhr zum Überseemuseum, weil ich mich für Ethnologie interessierte. Das Museum war geschlossen, ich bin wieder zurück gefahren.
Was wollen Sie hier machen?
Wir bekommen einen Narwalzahn aus dem Überseemuseum geliehen, dazu werde ich eine Geschichte preisgeben, die ich geschrieben habe. Hätte man mir vor einem Jahr Bescheid gesagt... So an Ort und Stelle, so aus dem Handgelenk, das ist nicht mein Bier. Fragen: Bus
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