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Ein Baum für Salvadors „heiligen“ Romero

San Salvador (taz) — Erstmals konnten die Salvadorianer einen Jahrestag der Ermordung von Erzbischof Oscar Arnulfo Romero unter Friedensbedingungen feiern. Mitglieder christlicher Basisgemeinden und Abordnungen aus den „repoblaciones“ — den Siedlungen repatriierter Flüchtlinge — marschierten am Dienstag mit Transparenten und überlebensgroßen Porträts ihres Märtyrers durch die Hauptstadt. Arturo Rivera y Damas, der Nachfolger des vor zwölf Jahren ermordeten Romero, als Erzbischof von San Salvador und die anderen Bischöfe nahmen an den Feierlichkeiten nicht teil. Romero soll selig gesprochen werden. Die salvadorianischen Bischöfe wollen den Prozeß, den der Vatikan dazu vor zwei Jahren einleitete, nicht behindern. Das kanonische Recht verlangt, daß während des Prozesses alle Bilder des Toten aus den Kirchen entfernt werden und das Grab von Votivbildern frei bleibt. Aus diesem Grunde wurden die Gebeine des vom Volk längst heiliggesprochenen „San Romero“ vor wenigen Tagen aus einem Flügel der Kathedrale in die Krypta übergesiedelt.

Die Hintergründe des Verbrechens am Kirchenmann, der sein soziales Engagement mit dem Leben bezahlte, werden vielleicht für immer im dunkeln bleiben. Denn der rechtsextreme ehemalige Geheimdienstoffizier Roberto D'Aubisson, der allgemein als Drahtzieher des Mordes betrachtet wird, ist vor einem Monat an Krebs gestorben. Der Fall soll nun von der „Wahrheitskommission“ untersucht werden, die als Ergebnis der Waffenstillstandsverträge geschaffen werden muß. „Der Großteil der Oligarchie und auch ein Teil des Klerus atmeten nach den Todesschüssen auf. Romero war ihnen ein Dorn im Auge“, sagte der Volkspriester Rutilio Sanchez anläßlich einer ökumenischen Gedenkfeier in der Kapelle des Spitals zur Göttlichen Vorsehung. Dort wurde der Bischof 1980 während einer Meßfeier tödlich getroffen. Die von Sanchez angesprochene Spaltung der Gesellschaft in zwei Lager ist zwar heute nicht mehr so kraß wie vor einem Jahrzehnt, doch fast zwei Monate nach dem offiziellen Ende der Feindseligkeiten noch deutlich zu spüren.

So blieben die für Vertreter der Regierung und der Armee reservierten Plätze frei, als Dienstag die Gemeinden an der Nordseite des Guazapa-Berges einen „Wald der Versöhnung“ einweihten. Auf dem durch zahllose Bombenangriffe und sogar Einsatz von Napalm verheerten Gelände soll auf Initiative der nationalen Umweltbewegung ein Wald von mehr als 75.000 Bäumen entstehen— einer für jedes Opfer des mehr als zwölf Jahre währenden Konflikts. Weihbischof Gregorio Rosa Chavez und FLMN-Kommandant Ferman Cienfuegos pflanzten feierlich die ersten Setzlinge. Der erste — ein stolzer Guanacaste — wurde dem ermordeten Erzbischof geweiht. Ralf Leonhard

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