Spekulantenparadies Südostasien

■ Optimistische Prognosen für die Börsen/ Modernisierung und Reformen sollen Kapital anziehen

Singapur (ips) — Angezogen vom starken Wirtschaftswachstum in der Region, drängten in den letzten Jahren ausländische Fondsmanager in großer Zahl an die Börsen Südostasiens. Die weltweite Rezession hat die gewohnten Wachstumsraten zwar deutlich zurückgeschraubt. Doch mit einem kräftigen Modernisierungsschub hoffen die Mitglieder des südostasiatischen Staatenbundes Asean dennoch auf Anschluß an die großen Wertpapierbörsen.

In Malaysia erwarten Analysten zunächst einen deutlichen Rückgang der Gewinne pro Aktie. Thailändische Aktien gelten nach wie vor als unterbewertet. Die Börse in Bangkok vermochte sich bisher aber kaum zu entwickeln. Singapur muß jüngst gestiegene Inflations- und Zinsraten verdauen. Indonesiens Aktienmarkt gilt bisher als das Schlußlicht Südostasiens: Im vergangenen Jahr fiel der Börsenindex um 45 Prozent. Dafür wird vor allem eine überhitzte Wirtschaft verantwortlich gemacht. Die Deregulierung des Bankensystems und der Krieg gegen den Irak führten zu einem starken Geldmengenwachstum. Die Inflationsrate schnellte auf zehn Prozent, die Zinssätze gar auf 30 Prozent pro Jahr. All das hat den Optimismus der Aktienhändler dort jedoch nicht gedämpft. „Die meisten asiatischen Börsen sind billiger als die Wall Street. Die Aktien bieten bessere Entwicklungschancen. Die hohe Liquidität in der Region ist ein weiterer ermutigender Faktor“, sagt der Marktanalyst Lim Say Boon in Singapur.

In Malaysia sollen die Kapitalmärkte nach dem Wunsch der Regierung auch einen substantiellen Beitrag für die nationale Entwicklungspolitik leisten: Das Privatisierungsprogramm soll teilweise über die Börse abgewickelt werden. 250 Regierungsunternehmen stehen zum Verkauf. Doch der große Entwicklungssprung wird für August erwartet, wenn in Kuala Lumpur mit dem Zentralen Depotsystem (CDS) auf den Aktienhandel ohne Zwischenscheine umgestellt wird. „Es wird den ganzen Prozeß revolutionieren“, sagte der Generalmanager der „Kuala Lumpur Stock Exchange“ (KLSE), Salleh Majid. „Wir wollen ein neues System, bei dem der Investor sich nicht wegen verlorengegangener, gestohlener oder gefälschter Zwischenscheine sorgen muß.“

Thailand will seine von Manipulation, Korruption und nicht vertrauenswürdigen Firmenberichten geplagte Börse ebenfalls gründlich reformieren. Eine neue Aufsichtsbehörde soll bis Juni eingerichtet sein. Die Devisenkontrollen werden im Mai aufgehoben. Das Fondsmanagement wird für neue Teilnehmer, auch aus dem Ausland, geöffnet. Die derzeitige Marktkapitalisierung der thailändischen Börse liegt bei 529 Millionen US-Dollar.

Im Gegensatz zu den anderen asiatischen Staaten favorisiert Singapur die Selbstregulation des Marktes anstatt der Einrichtung einer Börsenaufsichtskommission. Doch mit dem gegenwärtigen System wurde des Guten zuviel getan, klagen Aktienhändler. Dennoch könnte der Inselstaat den Sprung zum internationalen Finanzplatz schaffen. Derzeit liegt Singapurs Marktkapitalisierung bei 50 Milliarden US-Dollar.

Die Aussichten für die indonesische Börse haben sich mit der Vorlage des neuen Staatshaushaltes im Januar ebenfalls verbessert. Er sieht eine strikte Inflationskontrolle und eine Verringerung der Subventionen vor. Die „Jakarta Stock Exchange“ wurde Anfang des Jahres privatisiert. Die Informationspflicht verletzende Firmen werden seither sofort bestraft. Surya Gangadharan