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Warnung vor Touristen

■ Platzeck fordert »Mut zum Verbot« — der Natur zuliebe

Potsdam. Brandenburgs Umweltminister Matthias Platzeck hat vor ungebremsten Besucherströmen in die Kern- und Tabuzonen des Naturschutzes gewarnt. Auf einer Konferenz »Umwelt- und sozialverträglicher Tourismus« in Potsdam sagte der Minister, die örtlichen und Landesbehörden müßten »auch Mut zum Verbot« haben und in den am stärksten gefährdeten Gebieten regulierend eingreifen. Nur rund zwanzig Prozent der Touristen seien soweit am Erhalt der Natur interessiert, daß sie die Nutzungseinschränkungen befolgen, zitierte Platzeck jüngste Erhebungen. Noch weniger seien bereit, im Aktivurlaub selbst zum Erhalt von Natur beizutragen.

Brandenburg brauche den Ausbau der touristischen Infrastruktur, müsse aber dafür Sorge tragen, daß sie der Umwelt angepaßt wird. Das Besucherinteresse konzentriere sich auf die preußischen Schlösser und Gärten und an zweiter Stelle bereits »leider« auf den Spreewald, erklärte der Minister. Zwischen 1910 - der touristischen »Entdeckung des Venedig des Nordens« - und 1991 sei die Besucherzahl von 21.000 auf 2,5 Millionen gestiegen. Man müsse künftig mit zehn Millionen rechnen, davon eine Million Übernachtungen. Der Natur drohe Überforderung, seltene Tiere seien schon aus dem Spreewald verschwunden.

Als bedrohlich wertete der Minister auch die Flut von Anträgen für Gewerbeflächen. Fünf- bis sechstausend seien das Höchstzumutbare für die Natur, achttausend Anträge lägen aber schon vor. Immer wieder würden Landräte zwar Verständnis für den Umweltschutz äußern, gleichzeitig aber das Ministerium bitten, für ihren Kreis Ausnahmen zu machen. Platzeck versicherte, sein Ministerium werde sehr genau die Realisierungschancen für die versprochenen Arbeitsplätze prüfen. Davon seien auch die zahlreich beantragten Freizeitparks betroffen. Viele Investoren hätten »durch unredliche Auflistungen von angeblich positiven Effekten falsche Erwartungen geweckt«, kritisierte Platzeck. Die Ostdeutschen liefen Gefahr, zu einem »Volk von Köchen und Kellnern« zu werden.

Die Ende vergangener Woche eröffnete Konferenz wird vom Verein »Ökologischer Tourismus in Europa« (ÖTE) ausgerichtet und vom Umweltministerium gefördert. Naturschutzverbände, Umweltplanungsbüros und wissenschaftliche Einrichtungen stellen Projekte und Negativbeispiele des Tourismus vor. adn

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