: Hellenbroich: Ex-Minister ist Spion
Karlsruhe/Hamburg (dpa) — In die Suche nach dem früheren Bonner Minister, der ein Spion sein soll, hat sich gestern die Bundesanwaltschaft eingeschaltet. Die Karlsruher Behörde leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein, nachdem der frühere Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Heribert Hellenbroich, in Interviews behauptet hatte, ein Ex-Minister und heutiger Bundestagsabgeordneter habe für die DDR-Stasi gearbeitet und sei jetzt für den Geheimdienst der ehemaligen Sowjetunion tätig. Der frühere BND-Präsident solle zu einer „sehr kurzfristigen“ Vernehmung geladen werden, wurde in Karlsruhe mitgeteilt. Hellenbroich wiederholte gestern im Norddeutschen Rundfunk (NDR) seinen Spionagevorwurf und berief sich dabei auf „verläßliche Quellen“. Diese hätten ihm allerdings nicht den Namen der betreffenden Person genannt. Dies sei der Grund, warum er sich an die Öffentlichkeit gewandt habe. Hellenbroich forderte in dem NDR-Interview, die Bundesregierung müsse endlich darauf reagieren, daß in Bonn 300 bis 400 Topagenten tätig seien. Als Problem bezeichnete er es, daß ehemalige Stasi-Leute mit einem Ermittlungsverfahren rechnen müßten, sobald sie sich den Behörden offenbarten. Nach seiner Ansicht hätten sich diese früheren Agenten aber ebensowenig strafbar gemacht wie Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen