: Beleidigte Primadonna
■ Zur Presseschelte des Drogenbeauftragten Penkert
Der Brief des Drogenbeauftragten Wolfgang Penkert an die Chefredaktion des 'Tagesspiegels‘ läßt nur eine Interpretation zu. Herr Penkert möchte zurück zum gutem alten debattenfeindlichen Verlautbarungsjournalismus, in dem nur Claqueure mit Hintergrundgesprächen belohnt werden. Schon alleine deshalb ist dieser Drogenexperte für die Stadt untragbar, denn was wir brauchen, ist eine öffentliche Diskussion und nicht einseitige Statements, die brave Rathausberichterstatter nur nachkauen.
Penkerts primadonnenhaftes Aufjaulen, er sei durch die Behauptung des 'Tagesspiegel‘-Autors, den vollständigen Text des Lübecker Beschlusses nicht zu kennen, »diffamiert« worden, zeigt aber noch etwas anderes. Weder er, geschweige denn die Exekutive haben wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Tisch, die klipp und klar nachweisen, daß der Haschischgenuß gesundheitsschädlich sei und zur Heroinnadel führe. Solange der Senat derartige medizinische und empirische Gutachten nicht hat, sondern seine Kriminalisierungslinie lediglich mit Annahmen rechtfertigt, ist es Pflicht, nach den Quellen der vom Senat vertretenen Weisheiten zu fragen. Dies hat der 'Tagesspiegel‘-Redakteur getan, und der beleidigte Penkert schlägt jetzt nach der Devise: »Haut den Sack, wenn man den Esel meint«, um sich. Im übrigen wäre Herr Penkert auch nicht glaubwürdiger, wenn er den Lübecker Beschluß im Wortlaut auswendig wüßte. Glaubwürdig wäre sein Widerstand gegen die Legalisierung der weichen Drogen nur, wenn er den dort zitierten wissenschaftlichen Ausführungen substantiell etwas entgegensetzen könnte. Das kann er aber nicht.
Und deshalb dreht sich die Anti-Cannabis-Politik des Senats im Kreise. Der Innensenator, nach seiner Kompetenz im Drogenbereich gefragt, verweist auf den Spezialisten Penkert, und dieser wiederum beweist durch seine gemeinsame Pressekonferenz mit Polizei und Innensenator, daß man bei der repressiven Drogenpolitik an einem Strang zieht. Bei solch einem Experten, der kläfft, wenn sein Herr bellt, kann man nur noch zur Wasserpfeife greifen. Anita Kugler
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