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„Eine Welt für alle“ im Wunschkonzert

■ Umwelt- und Entwicklungsorganisationen stellen in Bonn ihren Beitrag für die UN-Konferenz in Rio vor

Bonn (taz) — Ein Entwicklungsprojekt für uns selbst — so wollen die Träger der Aktion „Eine Welt für alle“ ihre Idee verstanden wissen. Die SprecherInnen von 38 Umwelt- und Entwicklungsorgansisationen rufen im Vorfeld der UNO-Umweltkonferenz (UNCED) in Rio zur Selbstverpflichtung auf. Mit Unterschrift sollen möglichst viele „bei sich selbst anfangen“ und verzichten, zum Beispiel auf gedankenlosen Energie- und Wasserverbrauch oder auf übermäßiges Autofahren.

Am 30. Mai ist Großveranstaltung auf dem Bonner Münsterplatz, und von dort aus werden die Selbstverpflichtungen auf den Weg nach Rio geschickt. Rosi Gollman, Sprecherin von „Eine Welt für alle“, erwartet, daß zum Zeitpunkt der UNO- Konferenz Millionen solcher Erklärungen zusammengekommen sind. Denn die Aktion der deutschen Verbände ist Teil einer internationalen Medien- und Basiskampagne, die parallel zur UNCED stattfindet.

Der auf der Pressekonferenz der Umwelt- und Entwicklungsorganisationen anwesende Bundesumweltminister Töpfer (CDU) unterstützt die Aktion „sehr nachhaltig“ und unterschrieb als erster: „Ich werde während des nächsten Jahres bei mir zu Hause mindestens zehn Prozent weniger Öl, Kohle, Gas und/oder Elektrizität verbrauchen.“ Als „Alibi für staatliches Nichtstun“ will er die Idee aber nicht mißbrauchen. Hubert Weinzierl vom BUND erinnerte daran, daß 20 Prozent der Menschen auf der Welt 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen. Diese „Verschwendungsmentalität“ soll mit den Selbstverpflichtungen angegangen werden. Die UNCED, die Weinzierl wie die anderen SprecherInnen eher skeptisch betrachtet, ist für ihn „noch nicht verloren“, wenn aus der Rio-Konferenz ein Prozeß vergleichbar der KSZE erwachse.

Rolf Seelmann-Eggebert, Initiator der Medienaktion „Eine Welt für alle“, an der sich 20 europäische Länder beteiligen und die in 70 Ländern ausgestrahlt wird, stellte die im Vergleich zur Aktion von 1990 weit stärkere Beteiligung von Künstlern und Journalisten aus der Dritten Welt heraus: „Der Süden soll für sich selber sprechen.“

Anders als 1990 zielt das Programmangebot von „Eine Welt für alle“ im Mai und Juni auf die Massensendungen — also nicht in die Minderheitenprogramme, sondern in „Lindenstraße“ und „Wunschkonzert“. Allerdings will man vorsichtig dosieren, um zu vermeiden, daß die Zuschauer wegen „Überfütterung“ einfach umschalten.

Die Aktion „Eine Welt für alle“, die 1990 vor allem über das Fernsehen starke Aufmerksamkeit gefunden hatte, ist nach Auskunft der SprecherInnen bei 22 Prozent der Bevölkerung hängengeblieben. Der 90er- Kampagne war von linken und alternativen Verbänden vorgehalten worden, sie sei allzu populär. tib

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